Umweltbrief.org BAYER zahlt trotz hohem Gewinn keinen Cent Gewerbesteuer ________________________________________________________ Auf 32 Seiten berichten die kritischen BAYER-Aktionäre über diverse Hauptversammlungsgegenreden, Skandale (wie LIPOBAY, CIPROBAY), Tierversuche, "unheilige Gentech-Allianzen" und sonstige Entwicklungen bei diesem weltweit tätigen Konzern, der "für den Gewinn von 965 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2001 ...keinen Cent Gewerbesteuer zahlte". www.oeko-invest.de/magazin/archiv/news-berichte/020816bayer.shtml Arbeitsplätze - eine Wahlkampflüge __________________________________ Wenn Politiker und Parteien für ein Parlament kandidieren, wird die Schaffung von Arbeitsplätzen stets vollmundig versprochen. Dabei ist eine Regierung kaum in der Lage, Arbeitsplätze zu schaffen, denn sie ist immer abhängig vom Wohlwollen von Banken, Handel, Industrie etc. und diese bauen immer mehr Stellen ab. Gründe dafür gibt es viele: Fusion, Automation, Rationalisierung, Gesundschrumpfung, Globalisierung... Wer den Daumen auf dem Beutel hat, hat die Macht. (Otto von Bismarck) Statt in einer Basis-Demokratie leben wir leider in einer Parteien-Demokratie. So sind Macht und Herrschaft eben nicht dasselbe. Alle Macht geht vom Gelde aus. Die Herrschaft (Regierung) wird im Pluralismus durch die reichen Lobbys und Konzerne massiv unter Druck gesetzt und manipuliert. Steuern zahlen diese Konzerne ohnehin keine mehr - sie drohen mit der Verlagerung ihrer Produktion in Billiglohn-Länder! Es soll auch vorkommen, dass Regierungsparteien durch Spendengelder zu Erkenntnissen gelangen, die weder dem Parteiprogramm noch dem Wählerauftrag gerecht werden, denn Geld ist bekanntlich das Schmieröl der Politik. Da also Arbeitplätze an sich für Kapitaleigner - heute Shareholder - nur insofern von Bedeutung sind, dass sie Geld kosten, wird von der Industrie die Schaffung von Arbeitsplätzen nur dann immer wieder gern als Argument eingebracht, wenn es um die Durchsetzung von umstrittenen Projekten geht, wie z.B. der Bau von Atomkraftwerken in den 70er Jahren, der Bau des Franz-Josef-Strauss-Flughafens im Feuchtbiotop Erdinger Moos, die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs, der Startbahn-West etc. Dann stimmen auch die Gewerkschaften ein, um ihre Daseinsberechtigung aufrecht zu erhalten. Und für Politiker scheinen Arbeitsplätze der einzige Grund zu sein, überhaupt noch gewählt zu werden. Prof. Dr. Ulrich von Weizsäcker, Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie: "Fünf Jahre nach dem Erdgipfel von Rio de Janeiro stellte das World Watch Institute in Washington fest, daß sich eigentlich nichts verbessert und vieles verschlechtert hat. Das Thema Umwelt ist aus Politik und Öffentlichkeit beinahe verschwunden. Dass wir täglich 20 oder mehr Tier- oder Pflanzenarten ausrotten, regt schon niemanden mehr auf. Zur Bekämpfung des Treibhauseffektes zieht man sich auf freiwillige Vereinbarungen zurück. Städte und Gemeinden im immer verzweifelteren Bemühen um Gewerbesteuereinnahmen finden, sie könnten auf die Natur nun keine Rücksicht mehr nehmen. Es gibt nur noch ein Thema, und das heißt Arbeitsplätze." Es kommt alles auf die Einstellung an! (sagt der Arbeitslose) Allerdings bewegen wir uns in unserer derzeitigen Struktur ganz zwangsläufig auf eine "Freizeitgesellschaft" zu, die man uns bislang jedoch noch nicht lehrt, zu gestalten (was ist der Wert der freien Zeit?). Erweiterter Konsum dürfte auch hier keine Lösung sein, und vor allem: Welcher Erwerbslose soll diesen Konsum bezahlen können? Denn eine Umverteilung der immer "rationeller" erwirtschafteten Güter und Finanzen findet nicht statt. Wenn es also in Zukunft immer weniger Bedarf für menschliche Arbeit gibt, kann der Shareholder seine Freizeit genießen und die anderen werden frei von Einkommen sein und Zeit haben, darüber nachzudenken. Spätestens hier wird der ganzen Struktur die Logik genommen, denn mit rückläufiger Kaufkraft sinkt auch der "Shareholder value". Politiker und Regierungen verfügen jedoch nicht wirklich über geeignete Instrumente, dies regulieren zu können, schon gar nicht in Globalisierungszeiten. Und die meisten Politiker wissen das auch. Sie können nur auf möglichst bequemen Stühlen den Zusammenbruch dieser Struktur abwarten. Sie sollten aber auch nicht ständig scheinheilig dem Volk neue Arbeitsplätze (nach der Wahl!) versprechen, die in Zukunft immer weniger zu halten sind. Das ist einfach nicht ihr Ressort und darüber hinaus ist die Masche schon durchschaut. Vielleicht sollten wir jetzt allen Politikern die Wählerstimme verwähren, die uns auf diese Weise schon vorher so wissentlich belügen. Die Ureinwohner in Papua-Neuguinea arbeiten ca. 18 Stunden pro Woche, um ihren Lebensunterhalt zu decken. Sie scheinen damit einen höheren "Lebensstandard" zu haben als wir! Es geht doch wohl auch gar nicht darum, dass wir alle 40 Stunden pro Woche arbeiten, sondern dass wir alle am Ertrag teilhaben können. Denn genau das erfordert eine kommende "Freizeitgesellschaft". Die Globalisierung ist nicht aufhaltbar. Um künftig also wenigstens partiell an einer Umverteilung teilhaben zu können, müssen wir wahrscheinlich alle Shareholder werden, am besten natürlich nur im Bereich des "prinzipiengeleiteten Investments", also in ethisch-ökologischen Geldanlagen. Mit der Zeit werden sich dann sogar die sozio-ökonomischen Normen und Werte verschieben, weil durch unser grün investiertes Geld andere Lobbys entstehen und eine andere Form von Macht ausgeübt werden kann, eine Macht, die eine ethisch-ökologische Gesellschaft - und damit unser Überleben im 21. Jahrhundert - erst möglich werden läßt. (siehe auch unser "Geldtipp") Spruch des Monats: Wir befinden uns alle in den Händen von Kaufleuten. Hanns-Dieter Hüsch