September 2008 Umweltbrief.org Atomkraft-Lüge als Klimaschutz-Mantel? ______________________________________ Wegen steigender Energiepreise befürworten immer mehr Deutsche die Annullierung des Atomausstiegs - die Gefahren der Kernenergie werden kaum thematisiert. Der Atommüll und die Risiken der Atomindustrie waren der Grund für den Atomausstieg. Mit der CO2-Frage soll die Diskussion neu aufgebrochen werden. Die EU-Kommission bewertet die Sicherheit des Atomkraftwerks Mochovce kritisch, gibt aber dennoch grünes Licht für den geplanten Ausbau. Der Verein „Antiatom Szene“ sieht den sofortigen Stopp als einzige Konsequenz. Fragwürdige Geschäfte und "kernige Korruption" auch im Akw Kosloduj. Atomkraftwerke gelten plötzlich auch als "Klimaschützer", die jedes Jahr die Emission von Millionen Tonnen CO2 verhindern würden. So funktioniert seit 2007 die Kampagne „Deutschlands ungeliebte Klimaschützer“, gestartet vom Deutschen Atomforum. Das Interesse des Deutschen Atomforums hängt jedoch weniger an unserer Umwelt als an satten Profiten: Ihnen winken Milliarden-Gewinne. Gewinne der Atom-Lobby: Pro Tag bringt jede der 17 deutschen Atomanlagen im Schnitt rund eine Million Euro ein. CO2-Freiheit? Die Kraftwerke überhitzen nicht nur die Flüsse und müssen dann im Sommer abgeschaltet werden, sondern sie erzeugen auch viel Abwärme, die nicht genutzt wird. Nach Berechnungen des Öko-Instituts entstehen 126 g CO2 pro Kilowattstunde Strom, rechnet man die Uranförderung und den Atommüllabtransport mit ein. Ein modernes Gaskraftwerk mit Wärme-Auskopplung kommt auf 119 g CO2 pro Kilowattstunde, eine Windkraftanlage auf nur 22 g, die vor allem bei der Herstellung entstehen. Längere Laufzeiten zementieren also nur die Monopolmacht der Energiekonzerne, mit der sie die Produzenten der Erneuerbaren Energien behindern. Nach einem Beschluss über eine Laufzeitverlängerung würden die Konzerne mit aller Macht versuchen, die Ausbaudynamik der Erneuerbaren Energien zu stoppen, um Stromüberkapazitäten zu verhindern, denn die verderben den Preis an der Strombörse! Super-GAU jederzeit möglich: Ein Super-GAU, also die großflächige Freisetzung von Radioaktivität mit der Konsequenz, dass ganze Länder langfristig verstrahlt und unbewohnbar sind, kann nirgends ganz ausgeschlossen werden. Doch wir und nicht die Konzerne müssen im Fall eines Super-GAUs für die Schäden aufkommen (wenn wir noch können...). Auf fünf Billionen Euro beziffert das Bundeswirtschaftsministerium die Kosten eines Unfalls. Bei den Bränden in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel 2007 hat bereits nur noch eine Stufe gefehlt, dass es zum GAU gekommen wäre! Dann gäbe es in Hamburg und Umgebung jetzt nur noch Tod und Siechtum. Man muss auch davon ausgehen, dass die Bevölkerung gar nicht rechtzeitig informiert wird, weil die Betreiber gern verheimlichen und um ausbrechende Panik zu verhindern... Endlagerung? Auch die Frage der Endlagerung des Atommülls, der über Jahrhunderte strahlt, ist weltweit nicht geklärt (siehe das Asse-Desaster). Es gibt nach 50 Jahren Forschung kein einziges atomares Endlager auf der Welt. Auch die Sanierung bei den absaufenden und einstürzenden Endlagern Asse II und Schacht Morsleben zahlen allein die Steuerzahler, obwohl Atommüll aus deutschen AKWs in diese Deponien verbracht wurden. Nur in Großbritannien belaufen sich die Kosten für die Entsorgung der 19 alten Atomanlagen auf ca. 100 Milliarden Euro! Können Ingenieure und Ökonomen tatsächlich unter derart großem Realitätsverlust leiden, wie es der Atom-Lobby derzeit zu passieren scheint? Nuklearer Terror: Neben Uran-Engpässen und Atommüllproblemen gibt es eine neue Gefahr: Die Bedrohung durch nuklearen Terror wächst - mit jedem weiteren Kraftwerk und auch dessen Abfällen. Der Erfahrungsbericht eines Kraftwerkbesuchers über die Sicherheitsstandards wirkt beklemmend. http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/439909/TrkHomeCommText1 Die Politik stellt gern den Terrorismus als größte Bedrohung dar. Doch diese atomare Bedrohung ist deutlich höher! Billiger Atomstrom? Die Behauptung, Atomstrom sei billig und würde gegenüber dem steigenden Ölpreis immer billiger werden, ist falsch: Wie wir die Energiekonzerne kennen, werden sie die Preise für Atomstrom mit den allgemeinen Energiepreisen ansteigen lassen; Atomstrom wird zu dem Preis verkauft, wie er sich an der Leipziger Strombörse bildet. Die Differenz zwischen billig erzeugtem Atomstrom und dem Marktpreis füllt nämlich die Konzernkassen. Faktisch ist Atomenergie konkurrenzlos teuer. Insbesondere wenn man das sieht, was in Deutschland nicht die Konzerne zahlen - die damit Profite machen - sondern was die Steuerzahler zahlen. Die Atomkraft dient also einzig der Atom-Lobby. Hinzu kommt, dass auch Uran - das wir wie das Gas aus Russland beziehen müssten - bei weltweit steigendem Energiebedarf bald knapp und teuer wird. Dadurch wächst unsere politische Erpressbarkeit noch weiter! Öl durch Uran zu ersetzen heißt also den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben. Günstig im Preis kann zukünftig nur noch sein, was wirklich nachhaltig ist. Unsere einzige Rettung sind daher die Erneuerbaren Energien. Der Wechsel zu Erneuerbaren Energien kann und muss beschleunigt werden! Es bietet sich die historische Chance eines Systemwechsels in Form einer Rekommunalisierung der Energieversorgung in Verbindung mit einem konsequenten Einsatz Erneuerbarer Energien. Wenn die 100%ige Stromwende in den USA in 10 Jahren möglich ist, warum soll sie in Deutschland und in Europa dann nicht möglich sein? Allerdings müssten die Blockaden und die Interessenpolitik der Konzerne zugunsten eines echten politischen Willens weichen. Italien, Portugal, Dänemark, Norwegen, Polen, Österreich und Irland kommen übrigens ganz ohne Atomenergie aus. In einem verschämten Papier des BMZ in Bonn ist nachzulesen, dass es Entwicklungen gibt, die eine autarke Energieversorgung ermöglichen, ohne auf fossile Primärenergie zurückgreifen zu müssen. Der Hinweis auf die Nichtförderung dieser Technologien spricht Bände. Subventionen: In die Atomkraft sind in den 1970er Jahren staatliche Subventionen in Höhe von ca. 500 Milliarden DM geflossen! Denn wirtschaftlich war die Atomkraft nicht. Wie wäre es, wenn jetzt mal Subventionen dieser Größenordnung in die Erneuerbaren fließen würden - schon wegen des Wirtschaftstandortes?! Oder geht das etwa nur, wenn die dahinterstehende Interessengruppe mächtig genug ist - so mächtig, dass sie die entscheidenden Politiker auch heute noch fest im Griff hat? Mehr bei http://sonnenseite.kjm4.de/ref.php?id=914e7214038ms112 http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/29/0,1872,7273949,00.html http://jungle-world.com/artikel/2008/28/22172.html Pikant: Transparency International Deutschland hat seine Mitglieder jetzt gebeten, Abgeordnete zur Ratifizierung der UN-Konvention gegen Korruption aufzufordern. Voraussetzung für die Ratifizierung ist die Verschärfung des Straftatbestandes der Abgeordnetenbestechung, der bislang in Deutschland nur schwach gefasst ist. >>> Sagen Sie Nein zum Ausstieg aus dem Ausstieg und fordern Sie, die alten Schrottreaktoren unverzüglich abzuschalten. Protestieren Sie bei http://www.campact.de/atom2/sn3/signer > Diese Technologie ist einfach zu anfällig, zu unsicher und zu gefährlich. Nur einen Schritt weiter und es sterben Millionen von Menschen, ja ganze Provinzen auf einen Streich aus. Muss es denn erst einen Super-GAU im Herzen Europas geben, damit man endlich zur Vernunft kommt? Nur zu protestieren nutzt aber nichts; kaufen Sie ausschließlich Ökostrom, damit die zum großen Teil veralteten Atomanlagen abgeschaltet werden können! Und auch, um der Volksverdummung Einhalt zu gebieten. So teuer ist Atomkraft wirklich! ________________________________ Für das atomare Endlagerprojekt Gorleben (Niedersachsen) sind von 1977 bis Ende 2007 Kosten in Höhe von 1,51 Milliarden Euro entstanden! [Dabei ist es nur ein Zwischenlager; es besteht nur aus Wellblechhallen mit großem Zaun in einem Wald.] Im laufenden Haushaltsjahr seien 27,6 Millionen Euro für das Projekt Gorleben veranschlagt. Die künftigen Kosten hingen vor allem von einer politischen Grundsatzentscheidung zum weiteren Vorgehen bei der Endlagerung hochaktiver, wärmeentwickelnder Abfälle aus Kernkraftwerken ab, so die Bundesregierung. Die Kosten, die für das Endlager Morsleben (Sachsen-Anhalt) bis Ende vergangenen Jahres entstanden sind, gibt die Regierung mit 646 Millionen Euro an. Für dieses Jahr seien 61,7 Millionen Euro dafür vorgesehen. Die Gesamtprojektkosten würden auf etwa 2,2 Milliarden Euro geschätzt. 2,18 Milliarden Euro haben nach Regierungsangaben die öffentlichen Kosten [zahlen alles die Steuerzahler] für den Bau und die Abwicklung des Schnellen Brüters in Kalkar (Nordrhein-Westfalen) betragen. Nach Darstellung der Regierung haben die Energiewerke Nord GmbH (Mecklenburg-Vorpommern) keine Rückstellungen für ihre atomrechtlichen Verpflichtungen bilden können. Daher sei dem Unternehmen, das verantwortlich ist für den Rückbau der ostdeutschen Kernkraftwerke Greifswalde und Rheinsberg, von der Treuhandanstalt eine Finanzierungszusage gegeben worden. Bis Ende 2007 hätten die Energiewerke Nord im Rahmen dieser Zusage rund 2,5 Milliarden Euro erhalten, um ihre atomrechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen. Mehr bei http://www.bundestag.de/aktuell/hib/2008/2008_227/01.html Atomstrom wird zwar billig produziert, denn die alten Meiler sind längst bezahlt. Der Verbraucher allerdings hat nichts davon. Denn die Erzeugungskosten sind für den Strompreis nicht entscheidend, erklärt Claudia Kemfert vom Forschungsinstitut DIW. Entscheidend sind die Geschäfte an der Strombörse. "An der Börse bildet sich ja der Strompreis anhand von Angebot und Nachfrage, und es gibt die Befürchtung - und es gibt auch eine Studie, die das belegt - dass die Energiekonzerne gezielt Angebote zurückhalten, um den Strompreis nach oben zu treiben. Dieser wird dann dem Verbraucher in Rechnung gestellt und dieser liegt deutlich über dem, was in Deutschland an Stromkosten auftreten für die Konzerne." Und die angeblich drohenden Versorgungslücke? Uwe Fritsche, Öko-Institut Darmstadt: "Sie droht nur dann, wenn wir nichts machen, wenn wir einfach nur abschalten und Strom aus dem Ausland beziehen. Das ist natürlich eine Möglichkeit. Aber wenn wir aktiv eine andere Energiepolitik, eine Klimaschutz-Energiepolitik betreiben, dann heißt das Stromeinsparungen vorantreiben, Kraft-Wärme-Kopplung ausbauen und Erneuerbare ausbauen. Und der Wirtschaftsminister [Lobbyisten-Glos] hat selbst Studien in Auftrag gegeben letztes Jahr, die zeigen, dass das problemlos möglich ist. Klimaschutz und Ausstieg aus der Atomenergie sind vereinbar." Mehr bei http://www.wdr.de/tv/monitor/beitrag.phtml?bid=980&sid=185 Die US-amerikanische Atomindustrie muss gerade Kostenexplosionen verdauen. Die nächste Generation von Atomkraftwerken würde - falls sie gebaut wird - Investoren und Betreiber teuer zu stehen kommen. Das Wall Street Journal spricht von einem regelrechten »Preis-Schock«. Kostenschätzungen der bisher nur auf dem Reißbrett existierenden Atommeiler hätten sich »verdoppelt bis vervierfacht«. »Die Eskalation bei den Preisen ist ernüchternd, weil Industrie und Aufsichtsbehörden hart gearbeitet haben, um die Neuentwicklungen wirtschaftlicher zu machen«, heißt es weiter. Mehr bei http://www.zeozwei.de/energie/preis-schock-bei-neuen-atommeilern_19-07-2008_94 Die Österreicher stehen den Zahlungen an EURATOM mit überwältigender Mehrheit negativ gegenüber: Laut einer market-Umfrage vom Feber 2007 lehnen 71% der Österreicher die Zahlungen an EURATOM ab. "Man will in Österreich nicht hinnehmen, dass man den europäischen Atomwahnsinn und die zunehmende atomare Gefährdung mitfinanziert." Mehr bei http://linkszeitung.de/content/view/169412/101