Januar 2007 Umweltbrief.org So geil ist Geiz ________________ 80% des Spielzeugs stammt aus der chinesischen Boomprovinz Guangdong, fast alle deutschen Marken lassen dort produzieren. An den Kindergeschenken haften jedoch häufig Schweiß und Blut, denn die Arbeitsbedingungen in Guangdongs Fabriken brechen elementarste Menschenrechte. Giftige Luft im Akkord: Ich halte den Atem an, immer wieder, bekomme erst Kopfweh, drückend von der Schädeldecke her, dann wird mir schwindlig. Ich stehe in Chinas Weihnachtsparadies, einer von Tausenden Spielzeugfabriken, die in den vergangenen Jahren entstanden sind. "Die arbeiten nicht schnell genug", flucht mein Begleiter, Joey Wong, der hier 5000 Miniatur-Raumschiffe fertigen lässt. Er führt mich durch einen adventlichen Albtraum. "Das sind dumme Bauern vom Land, denen musst du alles zehnmal einbläuen." Es faucht und zischt in der Halle, bunter Lack schießt aus dutzenden Sprühpistolen, die 70 Arbeiter über winzigste Plastikstücke halten. Ganz nah ans Gesicht halten sie die Lacksprüher, damit Joey sie nicht anbrüllt, sie präzise genug sein können. Bis zu 16 Stunden am Tag atmen die jungen Männer und Frauen die giftigen Lackstoffe ein, die Lösungsmittel, die das Gehirn schädigen, Niere, Leber, Herz. Die ihnen auf Dauer die Lunge zerfressen. Ausschläge und geplatzte Blasen: Die Gesichter von vielen sind von Ausschlägen vernarbt, an den Armen platzen rote Blasen auf. Nur wenige tragen Mundschutz, Mullmasken, die nur gegen Staub schützen, nicht gegen die giftigen Dämpfe. Ich habe es nie anders gesehen in Guangdongs Spielzeugfabriken, auch nicht in den denen, die für Deutschlands namhafteste Unternehmen herstellen. Vierzehn Tage lang bin ich durch das Land der Kinderträume gereist, mit Firmenchefs habe ich Gespräche geführt und mit Vertretern von unabhängigen Gewerkschaften, die in China verboten sind. Freiwillig in der Hölle: Teddybären, Barbies, Puzzles, Ritterburgen, Gameboys, das meiste kommt aus Fabriken, die eher mit stalinistischen Arbeitslagern zu vergleichen sind. Mehr bei http://www.focus.de/china_nid_41210.html