Oktober 2010 Umweltbrief.org Gemeinwohl-Ökonomie ___________________ Gemeinwohl-ÖkonomieSeit drei Jahrzehnten setzen Politik und Wirtschaft fast immer die gleichen Instrumente gegen die gleichen Probleme ein. Die Marktgesetze belohnen heute Egoismus, Gier, Geiz, Rücksichts- und Verantwortungslosigkeit. 88% der Bundesbürger wünschen sich inzwischen eine >neue Wirtschaftsordnung<, so das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid. Denn die meisten Menschen glauben mitnichten, dass jetzt alles einfach wieder gut wird. Nur noch ein Drittel der Bürger glaubt daran, dass das Wachstum automatisch auch ihre private Lebensqualität steigern wird. Unsere Gegenwart ist bestimmt von (maßloser) Beschleunigung: in Verkehr, Warenumsatz, Energieverbrauch ... und in den Umweltauswirkungen. Man muss nicht ständig überall hinfliegen und jedes neue Produkt haben wollen. Dieser Materialismus ist tatsächlich eine Gefahr für die Umwelt. Würden wir eine Welt vermissen, in der man sich zwischen drei Dutzend Fernsehprogrammen, Internet, DVD, Kino und anderen Zerstreuungen glaubt entscheiden zu müssen und in der Spaß zum Freizeitstress wird? Wäre es nicht schöner, wieder mehr selbst zu gestalten? Mehr Zeit für die Kinder zu haben. Endlich mal wieder selbst Musik zu machen oder zu kochen, dem Nachbarn zu helfen oder sich ehrenamtlich zu engagieren. Der Abwurf von Wohlstandsballast wirkt befreiend. Es gilt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, statt sich in einer frustrierenden Vielfalt von Glücksversprechen zu verlieren. Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ ist tendenziell eine Form der Marktwirtschaft, in der jedoch die Motiv- und Zielkoordinaten des (privaten) unternehmerischen Strebens „umgepolt“ werden – von Gewinnstreben und Konkurrenz auf Gemeinwohlstreben und Kooperation. Der Autor und politische Aktivist Christian Felber hat in seinem Buch „Neue Werte für die Wirtschaft. Eine Alternative zu Kommunismus und Kapitalismus“ die Grundlagen ausgearbeitet. Daraufhin bildete sich ein Kreis von UnternehmerInnen, die das Modell gemeinsam mit Felber weiterentwickelt und mit einem Namen versehen haben. Die Gemeinwohl-Ökonomie baut auf genau den Werten auf, die unsere zwischenmenschlichen Beziehungen gelingen lassen: Vertrauensbildung, Verantwortung, Mitgefühl, gegenseitige Hilfe und Kooperation. Diese humanen und nachhaltigen Verhaltensweisen werden gemessen („Gemeinwohl-Bilanz“) und belohnt, mit einer Fülle von Anreizen und „systemischen Aufschaukelungen“: das Marktstreben wird „ethisch umgepolt“. Die Gemeinwohlbilanz fördert, wer * hundert Prozent der Vorprodukte aus der Region bezieht, * gleich viele Frauen in den Führungsgremien hat wie Männer, * für gleichen Arbeitseinsatz gleichen Lohn bezahlt, * die Beschäftigten weitreichend mitbestimmen lässt, * mehrere Menschen mit besonderen Bedürfnissen einstellt, * Kundenvertreter in die Planung einbezieht, * offen kalkuliert, * Know-how freiwillig an die Mit-Unternehmen weitergibt. Heute gilt Finanzgewinn als allentscheidendes Kriterium für unternehmerischen Erfolg. Bessere Finanzergebnisse können mit weniger Arbeitsplätzen, zerstörter Umwelt, steigender Armut oder zunehmender Kriminalität einhergehen. Dabei sagt ein höherer Finanzgewinn nichts darüber aus, ob mehr oder weniger Grundbedürfnisse befriedigt, die Lebensqualität und das Gemeinwohl gemehrt oder vermindert werden. In der Gemeinwohl-Ökonomie muss nicht „letztendlich das Geld“ stimmen, sondern die Gemeinwohl-Bilanz. Dann geht es den Menschen und allen Wesen gut. Wie Sie im Energiefeld Gemeinwohl-Ökonomie mitmachen können, erfahren Sie bei http://www.gemeinwohl-oekonomie.org/mitmachen http://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/die_gemeinwohl_oekonomie/christian_felber/ISBN3-552-06137-1/ID20936168.html http://www.zeit.de/2010/34/Emnid-Umfrage http://www.monde-diplomatique.de/pm/2010/09/10/a0065.text.name,n,0