Juni 2010 Umweltbrief.org Ökologie des Autofahrens ________________________ Autofahren verursacht durch Lärm, Abgase und Landschaftszerstörung viele Kosten, die nicht der Autofahrer, sondern die Allgemeinheit bezahlt. Das Bundesumweltamt hat ausgerechnet, dass der Liter Benzin 37 Cent mehr kosten müsste als heute, wenn diese Kosten den Verursachern in Rechnung gestellt würden. Ein Liter Benzin verpestet allein 10.000 Liter Luft. Die Internationale Energieagentur in Paris schätzt, dass sich bis 2013 der Ölpreis nahezu verdreifachen wird. In dieser absehbaren Situation wäre es ökologisch und ökonomisch sinnvoll, wenn sich Autofahrer rechtzeitig und mit Hilfe von Ökosteuern an effizientere Fahrzeuge (z.B. Elektroautos) gewöhnten. Legte ein Deutscher 1937 am Tag mit Motor weniger als sechs Kilometer zurück, waren es 1955 knapp zehn und sind es heute fast 37 Kilometer. Der VW-Golf wog 1977, als er neu herauskam, 750 kg, heute, 2010, wiegt er 1,6 Tonnen, also mehr als doppelt soviel. Warum? Weil die Fahrzeuge immer schneller und die Motoren immer mächtiger werden. Der Golf R32 ist inzwischen mit 250 PS zu haben. Dies führt dazu, dass der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch von Autos (Ottomotor und Diesel) auf dem Niveau der 50er Jahre liegt – allen Versprechungen und technischen Innovationen zum Trotz. Der durchschnittliche Besetzungsgrad eines Pkw liegt z. Zt. bei 1,4 Personen. Der Flächenverbrauch eines solchen Fahrzeugs ist sowohl im Stand als auch während der Fahrt derart gigantisch, dass es nie genug Straßen und nie genug Parkplätze geben kann. Je höher die Pkw-Dichte, um so geringer die Geschwindigkeit; in Los Angeles durchschnittlich 20 km/h. Diese Fahrzeuge sind eigentlich vorzugsweise Stehzeuge, denn sie stehen 97% ihrer Zeit herum. http://www.sonnenseite.com/Politik,Wie+hoch+steigt+der+Benzinpreis,95,a15441.html http://www.jungewelt.de/2010/04-09/021.php Die Unlust am Auto __________________ Nach der großen Krise kämpfen die Hersteller einer neuen Unlust am Auto. Eine aktuelle Studie zeigt, dass jungen Menschen ein Fahrzeug nicht mehr so wichtig ist wie früher. Laut der Wirtschaftswoche sind Laptop, Smart- oder iphone einfach hipper als polierte Karossen. Vor allem junge Menschen interessieren sich kaum noch für Autos. Die emotionale Bindung der jungen Generation an das Statussymbol Auto lässt deutlich nach. Diese Generation sieht das Auto schlicht als Fortbewegungsmittel. Es ist also nicht Frust über steigende Spritpreise, Staus oder Parkplatzmangel, Umweltzonen und immer schärfere CO2-Auflagen, der der jungen Generation das Auto zunehmend verleidet – die Prioritäten sind nur andere. Vor die Wahl gestellt, ob sie im Zweifel lieber ein Auto oder eine eigene Wohnung hätten, votieren nur vier Prozent für das Fahrzeug. Insbesondere von den Premiumherstellern sollte dieser Befund aufmerksam verfolgt werden. Ein Warnschuss in Richtung der deutschen Autobauer mit ihrem hohen Anteil an Oberklassefahrzeugen. In Japan gibt es für das Phänomen, das seit Anfang der 90er-Jahre beobachtet wird, längst einen eigenen Begriff: "Kuruma Banare", was so viel wie "Demotorisierung" heißt. "In Japan haben Autos unseren sozialen Status repräsentiert, sie waren Ausdruck einer westlichen Lebensweise. Aber jungen Menschen fehlt diese Denkweise inzwischen völlig", sagte der Autoexperte und Dozent an der Universität von Kyoto, Ryuichi Kitamura. Die neue Mobilität beginnt für die Hersteller mit der Entwicklung kleinerer, umweltschonender Fahrzeuge und geringerer Motorisierung. Das setzt sich mit der Elektrifizierung der Automobile fort und wird bei völlig neuen Mobilitätskonzepten enden. Eine der Visionen lautet, dass die Menschen künftig keine eigenen Fahrzeuge mehr besitzen, sondern sich nur noch Kilometer kaufen. Mehr bei http://sputnik.mdr.de/programm/sendungen/update/multimedia-ist-neues-statussymbol http://www.welt.de/die-welt/wirtschaft/article6764291/Auch-ohne-Auto-mobil.html "Kostenwahrheit" im Transport: Kerosin-Steuer jetzt ___________________________________________________ Bundespräsident Horst Köhler hat sich in seinen letzten Amtstagen für Steuern auf Flugbenzin und insgesamt mehr «Kostenwahrheit» im Transportsektor ausgesprochen. Kostenwahrheit führe zu umweltfreundlicheren Lösungen führen, sagte Köhler auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig. Sie würde zudem die Binnenschifffahrt und den Schienenverkehr attraktiver machen. Der (Ex-)Bundespräsident betonte, im Gegensatz zur Stromsteuer, die die Bahn bezahlen müsse, sei Kerosin bislang ebenso wie Schiffstreibstoff von der Steuer befreit. Auch mit Blick auf vergleichsweise billige Flüge erklärte er, wer Menschen oder Waren befördere, zahle heute Treibstoff, Personal und Verkehrsträger. «Er zahlt aber wenig bis gar nichts für Luftverschmutzung, Lärmbelästigung, Gesundheitskosten, Umwelt- und Klimaschäden.» Nur deswegen sei es derzeit billiger, Krabben aus der Nordsee nicht an der Nordsee, sondern in Marokko pulen zu lassen und anschließend doch in Deutschland zu verkaufen. Mehr bei http://www.net-tribune.de/nt/node/22971/news/Fuer-die-Kostenwahrheit-im-Transport-Koehler-fordert-Kerosin-Steuer