Juni 2002 Umweltbrief.org Zunehmende Vergreisung ______________________ Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung und Jim Oeppen von der Cambridge Group for the History of Population and Social Structure, Cambridge University, England, haben für eine Studie Daten über die Langlebigkeit aus Industrieländern wie Australien, Holland, Island, Japan, Schweden, der Schweiz und den USA über einen Zeitraum von fast 200 Jahren ausgewertet. Seit 150 Jahren habe die Lebenserwartung jedes Jahrzehnt um 2,5 Jahre zugenommen. Der Fortschritt sei so "außergewöhnlich linear", so die Wissenschaftler, dass sie möglicherweise für absehbare Zeit auch weiterhin linear ansteigen könne. Die Lebenserwartung ist ein Durchschnittswert und nicht mit dem höchsten erreichbaren Lebensalter zu verwechseln. Der älteste Mensch, der bekannt ist, wurde 122 Jahre alt. Die ansteigende Lebenserwartung, die sich weltweit während der letzten 200 Jahre von 25 Jahren für Frauen auf 70 Jahre und für Männer auf 65 Jahre mehr als verdoppelt hat, ist für die Forscher ein "regelmäßiger Verlauf eines kontinuierlichen Fortschritts", der auf viele ineinander greifende Faktoren wie Ernährung, Ausbildung, Wohlstand, Hygiene oder den Stand der Medizin zurückgeht. So verdankte sich der Rückgang der Mortalität bis zu den 1950er Jahren vor allem der Reduzierung der Kindersterblichkeit, während die Lebenserwartung später aufgrund der besseren Überlebensbedingungen für die Menschen über 65 Jahren anstieg. Im Jahr 2070 könnte die Lebenserwartung von Frauen in den USA bereits bei 101 Jahren liegen, offiziell geht man nur von 84 Jahren aus. Heute schon könnten weibliche Neugeborene in Frankreich oder Japan, den Ländern mit der höchsten Lebenserwartung, dass sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 50:50 hundert Jahre alt werden. Die Wissenschaftler verstehen die Ergebnisse ihrer Studie vor allem als Signal für die Politiker und die Gesellschaften. Weiterhin kontinuierlich steigende Lebenserwartung verändern die Gesellschaften und führen zu drastischen Mehrausgaben beim Gesundheits-, Sozial- und Rentensystem, auf die man sich jetzt schon einstellen müsste. Das haben Politiker bislang weitgehend versäumt. Zu erwarten seien auch weitere Fortschritte in der biomedizinischen Forschung, die erst in den letzten Jahren etwa mit der Genforschung wichtige Fortschritte gemacht hat, die erst noch durchschlagen werden. Gleichmäßig ist die Lebenserwartung aber natürlich nicht für alle Menschen in allen Ländern und aus allen Schichten gestiegen. Und auch zwischen Männern und Frauen gibt es einen erheblichen Unterschied. Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/12516/1.html