Juni 2001 Umweltbrief.org Inhalt: +++ Klima - noch können wir die Schäden begrenzen! +++ Biowaffen sind wieder im Trend Klima - noch können wir die Schäden begrenzen! _______________________________________________ Das 20. Jhdt. war das wärmste seit Menschengedenken, und die letzten zehn Jahre waren davon wiederum die wärmsten. Wenn sich im 21. Jahrhundert die Temparatur nochmals um sechs Grad erhöht, dann steigt der Meeresspiegel um ca. 90 cm, so dass Inseln, wie z.B. die Malediven, im Meer versinken. Auch die Mikroorganismen im Erdreich werden durch Erwärmung aktiver, zersetzen dadurch mehr Humus und geben große Mengen CO2 frei. Hinzu kommt starkes Wirtschaftswachstum in Schwellenländern wie China. Klimaforscher Hartmut Graßl, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie: "Selbst wenn sofort entgegengesteuert werden würde und das Klimasystem robust wäre, sind etwa 1,5 Grad Erwärmung nicht mehr zu vermeiden. Wir können nicht mehr ganz zurück, aber wir können die Schäden begrenzen. Selbst in den USA, die in der Klimapolitik eher konservativ sind, wird irgendwann der Punkt erreicht sein, an dem der ökonomische Wert von Klimaschutz erkannt wird. Wenn man damit Geld verdienen kann, wird sich die amerikanische Politik ändern." Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist eine internationale Gruppe von ca. 2500 Wissenschaftlern, die in regelmäßigen Abständen den Stand der Klimaforschung bewerten und Empfehlungen an die Politik richten. Nicht zuletzt durch diese Empfehlungen ist im Klima-Protokoll von Kyoto 1997 die Reduktion der wichtigsten Treibhausgase beschlossen worden. Auch die USA hatten sich verpflichtet, die klimaschädlichen Gase bis spätestens zum Jahr 2012 um sieben Prozent unter den Stand von 1990 zurückzufahren. Das ist nach unserer Meinung ein eher geringer Prozentsatz, wenn man bedenkt, dass dieser Planet und seine Klimabedingungen unsere Lebensgrundlage ausmachen. Neue Resultate hat das Wissenschaftlerteam um Prof. Barnett von der Universität von Californien unlängst im Wissenschaftsmagazin "Science" vorgelegt. Die Analyse bestätigt noch einmal sehr deutlich die Warnungen des IPCC. Die neuen Forschungsergebnisse, die mit bisher nicht gekannter Verlässlichkeit belegen, dass die beobachtete globale Erwärmung tatsächlich auf den Ausstoß von Treibhausgasen zurückzuführen ist, fallen jetzt ausgerechnet mit der US-amerikanischen Kehrtwende in Sachen Kyoto-Vereinbarung zusammen. Der ehemals erfolglose Ölbohrer und Texaner George W. Bush schuldet diversen Lobbys noch ein paar Gefallen, da sie durch Sponsoring seine Wahl zum Präsidenten ermöglicht haben. So kommt es vor, dass Bush jr. auf einer Abendveranstaltung das genaue Gegenteil von dem sagt, was er am Vormittag des selben Tages hat verlauten lassen. Er möchte (oder besser soll) jeder Lobby gerecht werden und so sagt er vor jeder Versammlung das, was er glaubt, dass diese gerade hören will. Das ist auch der Grund, weswegen nun in den Naturschutzgebieten Alaskas (Arctic National Wildlife Refuge) große Teile der Landschaft der Förderung von Erdöl zum Opfer fallen sollen. Schon in den 70er Jahren dachte man an die Abtragung der Öl-Schichten in Alaska, hat das Projekt allerdings wegen des unnatürlich großen zu betreibenden Aufwands wieder verworfen. Besonders problematisch ist, dass in Alaska nicht an bestimmten zentralen Stellen gebohrt werden kann, da sich das Erdöl dort nur wenige Meter (oft nur Zentimeter) unter der Erdoberfläche und in weiten Flächen befindet. Eine Förderung ist hier nur durch Abtragen der Erdoberfläche (Tagebau) möglich, um dann an die Schicht, die aus Öl vermischt mit Erde besteht, heranzukommen. Das Öl muss dann durch ein aufwendiges Trenn-Verfahren von der Erde separiert werden, so dass ein Kostenvorteil gegenüber dem Öl-Import kaum vorstellbar ist. Ein ökonomischer Nutzen ergibt sich jetzt wahrscheinlich nur für US-amerikanische Ölförderungs-Unternehmen. Die damit verbundene flächendeckende Abtragung der Erdoberfläche auf unzähligen Quadratkilometern in den Naturschutzgebieten Alaskas würde zur totalen Zerstörung der Naturlandschaft führen und wäre ein Umweltfrevel noch ungeahnten Ausmaßes. Das wäre in etwa vergleichbar - wenn nicht gar extremer -  mit der schonungslosen Abholzung der südamerikanischen Regenwälder. Und die dadurch entstehenden klimatischen Veränderungen wird die gesammte Menschheit in den nächsten Jahrzehnten zu spüren bekommen. Das geförderte Öl wird wiederum durch Verwertung und Verbrennung in CO2 umgewandelt bzw. dient Verpackungsmaterialien (die nach kurzer Zeit Müll darstellen), so dass der Teufelskreis perfekt ist. Die internationale Umweltorganisation "Friends of the Earth" jedenfalls hat durch die neuen und handfesten Forschungsergebnisse der Universität von Californien wieder genug Material, mit dem sie im Rahmen der Flood-Bush-Kampagne das Weiße Haus mit mails überfluten kann, so dass dort schon die Rechner abgestürtzt sind... Wer ein solches vorbereitetetes Protestschreiben per mail verschicken möchte, kann das bei http://www.foeeurope.org/climate/letter.htm tun oder selbst schreiben an president@whitehouse.gov   Spruch des Monats Früher kämpften die Menschen gegen die Natur, um zu überleben. Heute kämpfen die Menschen um die Natur, um zu überleben. (Norman Mailer)   Biowaffen sind wieder im Trend ______________________________ Die USA werden vermutlich die Biowaffenkonvention ablehnen. Das Abkommen zur Kontrolle von Biowaffen steht auf der Kippe. Wie die New York Times berichtet, ist ein Komitee aus Mitarbeitern der Außen-, Verteidigungs-, Energie- und Wirtschaftsministerien sowie der Geheimdienste nach einer Überprüfung des Zusatzprotokolls für das "Abkommen zum Verbot der Entwicklung, Herstellung und Lagerung biologischer Waffen" zu der Empfehlung gelangt, dass die US-Regierung das über 200 Seiten starke, in sechsjährigen Verhandlungen ausgearbeitete Protokoll nicht unterschreiben soll. Die Verifizierungsverfahren würden Betrug nicht verhindern können, so der Haupteinwand. Die Zeit bis August würde zudem nicht ausreichen, den Text neu zu verhandeln, der eigentlich bis November zur sechsten Verifikationskonferenz hätte stehen sollen. Schwierig ist die Überprüfung, da die Entwicklung und Herstellung von Biowaffen sich ohne detaillierte Kenntnisse nicht von der zivilen Forschung unterscheiden lassen. Eine Überprüfung sieht sich so ganz anderen Schwierigkeiten als bei Nuklearwaffen und chemischen Waffen gegenüber. Die Entwicklung von Impfstoffen könnte beispielsweise auch ein Schritt in einem Biowaffenprogramm sein. Die Anlagen, die für zivile und militärische Zwecke identisch sind, können zudem schnell, wie man dies im Irak gesehen hat, abgebaut oder umfunktioniert werden. Gerade die rasante Entwicklung in der Bio- und Gentechnologie könnte dazu führen, dass gefährliche Erreger immun oder virulenter gemacht werden. Denkbar wäre, häufig vorkommende und harmlose Bakterien durch Einfügung von Genen in Waffen umzuwandeln. Die Vektoren, die in der Forschung bei der Gentherapie zum Einschleusen von Genen verwendet werden, könnten natürlich auch anderen Zwecken dienen.