Juli 2002 Umweltbrief.org Nordatlantik leer gefischt! ___________________________ In den letzten 50 Jahren ist dort der Fang von "Nahrungsfischen" um mehr als die Hälfte geschrumpft, zugleich hat sich der Aufwand für den Fang verdreifacht. In Bosten haben Wissenschaftler eine drastische Verminderung der Fischereiflotten im Nordatlantik gefordert. Müllhalde Meer ______________ Nach Schätzungen der britischen Marine Conservation Society sterben jedes Jahr über eine Million Vögel und mehr als 100.000 Meeressäugetiere und Seeschildköten, weil sie mit den Rückständen unserer Zivilisation per Kollision oder Nahrungsaufnahme in allzu nahen Kontakt gekommen sind. Und die etwa 30.000 Seehunde, die sich alljährlich in willkürlich ausgelegten oder einfach vergessenen Netzen verfangen, sind dabei nicht einmal berücksichtigt. Doch die nächste ökologische Katastrophe ist schon im Anmarsch und vielleicht noch sehr viel heimtückischer und folgenreicher. Der irische Zoologe David K. A. Barnes hat herausgefunden, dass viele Kleinstlebewesen den menschlichen Abfall als Transportmittel nutzen und die Ökosysteme zwischen Nord- und Südpol aus dem Gleichgewicht zu bringen drohen. Mehr bei http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/lis/12447/1.html http://www.mcsuk.org http://www.antarctica.ac.uk http://www.nature.com/ Helfen Sie bei der Ocean Rescue Campain des WWF: http://www.worldwildlife.org/default.cfm?newspaperid=11 http://www.worldwildlife.org/oceans/ Trendwende "nachhaltige Fischwirtschaft" ________________________________________ Daniel R. Meyer, ein Anlageexperte der Zürcher Kantonalbank, nahm im Newsletter der Bank Stellung zum Markt für Nachhaltige Anlagen. Um die weltweiten Fischbestände stehe es schlecht. In den letzten fünf Jahrzehnten habe die Fischindustrie global am eigenen Ast gesägt. Gemäss der Welternährungsorganisation FAO seien heute schon 28 Prozent aller Fischgründe überfischt oder ausgefischt, beim Rest seien kaum mehr Steigerungen möglich. Der Blick in die Zukunft sehe noch düsterer aus. Erst kürzlich habe ein internationales Expertenteam im Rahmen einer Studie erstmals eine ozeanweite Bestandsaufnahme der überfischten Gewässer des Nordatlantiks vorgenommen. Die Wissenschaftler hätten resümiert, dass insbesondere große Raubfische wie Seehecht, Kabeljau oder Thunfisch in zehn Jahren aus dem Nordatlantik gänzlich verschwinden würden, wenn so weiter gefischt werde. Subventionierte Hightech-Fischerei Gemäss FAO habe sich seit 1950 die weltweit jährlich aus den Ozeanen gezogene Fischmenge von jährlich 18 Mio. Tonnen auf rund 84 Mio. Tonnen (1989) mehr als vervierfacht. Seit 1989 stagniere sie. Um die verbleibenden Fische aufzuspüren, müssten immer ausgefeiltere Fangmethoden angewendet werden. Zum Beispiel würden heute mit modernster Technik Fischbestände auch in großen Tiefen ausfindig gemacht. Mittels Schleppnetzen würden diese geborgen. Den Meeresboden entlang schleifende Netze richteten verheerende Schäden an. Auch die Fangschiffe würden immer größer, stärker und schneller. Die für den Fang einer Tonne aufzuwendende Energie habe sich deswegen in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt. Die modernen Fangmethoden ließen den Meerestieren kaum mehr Rückzugsmöglichkeiten, so dass ein Regenerieren der Bestände schwer möglich sei. Ein großes Problem sei auch der so genannte Beifang, also nicht gewollte Fangbeute, welche bis zu 30 Prozent ausmachen könne und meistens halb tot wieder ins Meer zurückgeworfen werde. Ermöglicht würden die ganzen Entwicklungen durch weltweit sehr hohe Subventionen. Abhilfe durch nachhaltige Fischwirtschaft Eine Trendwende erwarteten Fachleute nur durch eine nachhaltige Fischwirtschaft, analog zu den Entwicklungen bei der nachhaltigen Waldbewirtschaftung, erklärt der Schweizer Banker. Hierfür wären die Rahmenbedingungen auf nationaler wie internationaler Ebene grundsätzlich zu verändern. Meeresbiologen und Umweltschutzorganisationen forderten ein Bündel von Maßnahmen. Die wichtigsten umfassten verschärfte Fangquoten, den Abbau von Subventionen (bzw. deren Einsatz für eine nachhaltige Fischerei), die Verkleinerung der Fischereiflotten, die Einschränkung von Fangmethoden und vor allem die Schaffung von Naturschutzreservaten, um den verbleibenden Fischbeständen die nötigen Erholungsräume zu geben. Während weltweit mehr als 5 Prozent der Landfläche unter Schutz stünden, gelte dies bei den Weltmeeren für nur 0.5 Prozent. Mit Reservaten habe man schon erste ermutigende Erfolge erzielt. Ohne Fische kein Geschäft Handlungsbedarf bestehe jedoch nicht nur seitens der Politik, sondern insbesondere seitens der Unternehmen. Wenn langfristig mit Fischprodukten gesicherte Absätze erzielt werden sollten, müsse mit der natürlichen Ressource Fisch viel sorgsamer umgegangen werden. Außerdem steige der Druck von Konsumentenseite, die nachhaltig produzierte Fischprodukte verlange. Nach der Messlatte von Marine Stewardship Council (MSC), eine unabhängige internationale Non-Profit-Organisation von Unilever und WWF, sollten bis 2005 sämtliche Fischprodukte aus nachhaltig heranwachsenden Fischbeständen stammen. Der MSC bestimme externe Auditgesellschaften, welche die Zertifizierung einer Fischerei durchführen. Als Fischerei gelte ein spezifischer Fischbestand, der innerhalb eines definierten Fanggebietes durch eine Fangflotte befischt werde. Als erste der derzeit sechs zertifizierten Fischereien sei die Lachsfischerei in Alaska gemäss MSC zertifiziert worden. Die MSC-Kriterien basierten auf drei wichtigen Prinzipien: Der Fischbestand müsse erstens gesund sein, es dürfe also nur so viel gefischt werden, wie wieder nachwachse. Zweitens dürfe das Ökosystem, welches die Fischgründe umgibt, nicht zerstört werden, und drittens müsse ein Managementplan bestehen, welcher die nachhaltige Fischerei gewährleiste. Dieser umfasse beispielsweise das Festlegen von Fangquoten oder die Anwendung schonender Fangmethoden. Marketinginstrument MSC-Label Die gemäss MSC-Richtlinien gefangenen Fische und Meeresfrüchte gelangten mit einem Label versehen in die Verkaufsregale, erklärt Meyer. Die Marketingvorteile des MSC-Gütesiegels habe inzwischen weltweit schon eine Vielzahl von Retailern erkannt. Dennoch seien die bisher erzielten Erfolge noch bescheiden, liege doch der Anteil von MSC-Fängen an der weltweiten Produktion bei unter ein Prozent. Auch sei die MSC-Zertifizierung bisher nur innerhalb von nationalen Gewässern gelungen. Die nachhaltige Fischbewirtschaftung internationaler Gewässer berge, u.a. wegen der fehlenden Hoheitsrechte, noch großes Konfliktpotenzial. Dieses könne nur mit einer gesteigerten Dynamik seitens aller involvierten Akteure, inklusive der Konsumenten, angegangen werden. Achten Sie also beim Fischkauf auf das MSC-Gütesiegel! Mit Volldampf weiter auf Walfangkurs ____________________________________ Die 54. Tagung der Internationalen Walfang-Kommission IWC in Shimonoseki/Japan endete mit Ergebnissen, die unter starkem japanischen Druck zustande kamen. Der WWF verurteilt die Blockade-Politik Japans in aller Deutlichkeit und weist dem Gastgeberland die Hauptschuld für versäumte Gelegenheiten bei den internationalen Anstrengungen zum Erhalt der Wale zu. Stärker als in der Vergangenheit zeigte sich in diesem Jahr, wie tief die Gräben zwischen Walfängern und Walschutznationen sind. Die nächste Tagung, die im Frühjahr 2003 in Deutschland stattfinden wird, muss Zeichen setzen. Auch so genannte Walschutzstaaten müssen jetzt Verantwortung zeigen. Ohne sie kommt die bei allen wichtigen Abstimmungen erforderliche Dreiviertel-Mehrheit nicht zustande. Eine für den WWF akzeptable Alternative lag diesmal auf dem Tisch: ein konstruktiver Vorschlag für einen begrenzten Walfang, der auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und keine einzige Walart bedroht, der Fanggebiete klar eingrenzt und strenge internationale Kontrollen einschließt. http://www.wwf.de/presse/pressearchiv/artikel/00436/index.html