März 2007 Umweltbrief.org Fahrspaß heißt Spritschleudern verweigern! __________________________________________ Seit über 30 Jahren kennen wir die Themen Ölpreisschock und Umweltverschmutzung. Doch seitdem werden die Autos immer schwerer und verbrauchsträchtiger. Der Golf von 1974 wog 800 kg, der Golf V wiegt bis zu 1400 kg. In Europa blasen die Autos gut ein Viertel mehr Treibhausgas in die Luft als 1990. Der neue Maybach 62S wiegt drei Tonnen, ist in 5 Sekunden auf 100 km/h und kostet eine halbe Million Euro. Volkswagen bezeichnet sein Edel-Auto Bugatti als "Perle der Automobilkunst"; es verbraucht ca. 40 Liter auf 100 km!!! Solche Fahrzeuge sind angesichts unserer Rohstoff- und Klimaprobleme Schwachsinn in Reinstform, und sie lassen einen Blödmann schon erkennen, noch bevor er ausgestiegen ist. Leider gilt das für viele Autos, die derzeit noch unter dem Motto tiefer, breiter, schneller hochgejubelt und verkauft werden, denn es gibt viele Profilneurotiker, die ihre inneren Defizite damit zu kompensieren suchen. Auf diese Weise leisten solche "Geld-Proleten" mit ihren protzigen Autos einen beträchtlichen Beitrag zur kollektiven Selbstzerstörung. Die Industrie verdient gut daran und fördert dieses peinliche Gebahren daher. Es fehlen die richtigen politischen Rahmenbedingungen, die die Industrie reglementieren. Ebenso brauchen wir eine konsequent CO2-abhängige Besteuerung und eine weitere Verteuerung der Treibstoffe. Wer ein sparsames Auto fährt, soll belohnt werden. Doch die Politiker lassen sich offensichtlich von der Autoindustrie kurrumpieren. Die zigtausende Arbeitsplätze sind bei deutschen Autobauern nicht deshalb in Gefahr, weil die EU in Brüssel zu hohe Umweltauflagen machen, sondern weil Daimler, BMW, VW und Co noch immer die falschen Autos auf den Markt bringen und die Zukunftsmärkte (wie China und Indien) komplett verschlafen. Mit SUV-Geländewagen durch Bachläufe und Flussbetten zu fahren, wie wir es in der Werbung sehen, ist in ganz Europa längst verboten. "Freie Fahrt für freie Bürger" ist längst nur noch die Überschrift, um uns Autos zu verkaufen, die man ohnehin nirgens mehr ausfahren kann. Vergessen Sie die Spritschlucker, die Dieselstinker und die schweren SUV-Dinosaurier; sie noch zu kaufen ist nicht nur klimatisch unvertretbar, sondern reine Geldverschwendung, denn schon in wenigen Jahren können bzw. dürfen Sie sie ohnehin nicht mehr fahren. Einerseits wird der Sprit schon sehr bald unvorstellbar teuer werden, andererseits kommen etliche Reglementierungen für emissions-schwere Fahrzeuge auf uns zu, besonders in Ballungszentren. Und als Statussymbol könnte sich im 21. Jahrhundert ohnehin nur noch ein Umweltauto eigenen; nur das kann noch smart wirken! Denn kluge Menschen konsumieren umweltfreundlich. Fahrspaß ist etwas ganz anderes und bislang haben es wohl nur Toyota, Honda und Tesla begriffen. Während die europäische und amerikanische Automobilindustrie die längst nötigen Innovationen glatt verschlafen hat (oder es gezielt wollte...) und daher jetzt ohne reale Zukunftsperspektive ist, verkauft Toyota bereits drei sehr gut funktionierende Hybrid-Autos: den Lexus GS 450 Hybrid und den RX 400h in der Oberklasse (beide ca. 8-9 Liter Verbrauch) und den Toyota Prius in der Mittelklasse mit ca. 4,3 Litern Verbrauch. Nun fehlt nur noch ein flotter, kleiner Cityflitzer mit Hybrid- bzw. reinem Elektroantrieb. Nissan jedenfalls will bis Ende der Dekade sogar die gesamte Palette regenerativer Antriebe abdecken! In Europa haben wir kein einziges Auto mit einem Verbrauch von 4 Litern, nicht mal einen Kleinwagen, während man mit dem 45 Liter-Tank der Prius Limousine Hybrid Automatik über 1000 km weit fahren kann! Und das alles für einen Preis von 25.000 Euro und acht Jahren Garantie auf Triebwerk und Batterien. Der Prius ist IN in Hollywood: Stars lassen sich damit zur Oscar-Verleihung fahren. Harrison Ford, Cameron Diaz, Tom Hanks, Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Julia Roberts, Robin Williams, George Clooney, Sting, Scarlett Johansson und viele weitere Hollywood-Stars fahren schon einen Toyota Prius. Tom Hanks hat sogar seine ganze Familie mit dem Prius ausstattet! Der Prius ist "Auto des Jahres 2005", Testsieger beim ADAC Eco-Test 2005 und 2006 und Gewinner des "Auto-Umwelt-Rankings" 2006. Er gilt damit als sauberstes Auto Deutschlands, das sich noch dazu viel komfortabler fährt als herkömmliche Autos. Das ist Fahrspaß! [siehe unser Fahrbericht unten] Warum bieten Europäische Autohersteller so gar kein vergleichbares Serienfahrzeug zu einem vernünftigen Preis an??? Warum werden wir in Europa mit der Technologie des letzten Jahrhunderts abgespeist, mit stinkenden und krebserzeugenden Dieselfahrzeugen (die uns auch noch als umweltfreundlich verkauft werden, obwohl der schwarze Ruß als großer CO2-Erzeuger festgestellt wurde)? Der vielzitierte Kunde, der das angeblich so will, könnte längst anders beworben werden. Die Innovationen, von denen so oft gesprochen wird und die den hiesigen Wirtschaftsstandort sichern sollen, kommen jedenfalls vorerst aus Japan. Natürlich kann der Hybrid-Antrieb nur ein Übergang sein, denn wir brauchen dringend Autos mit Nullemissionsbetrieb (wie z.B. den Tesla-Roadster), denn das Auto der Zukunft fährt elektrisch! Inzwischen fordert sogar schon der CSU-Generalsekretär, Verbrennungsmotoren zu verbieten. "Grüne Motoren schaffen neue Arbeitsplätze", sagt er. Fahrbericht Toyota Prius mit Synergy Drive (Hybridantrieb) __________________________________________________________ Viele Autofahrer warten auf umweltfreundlichere Autos. Der Toyota Prius gehört zu den derzeit fortschrittlichsten Serienautos der Welt. Er verbraucht nur gut 4 Liter/100 km. Der Hybridantrieb macht es möglich. Hybridantrieb bedeutet, dass ein Auto sowohl einen Benzin- als auch einen Elektromotor hat. Allerdings: Im Vergleich zum normalen Verbrennungsmotor ist der Verbrennungsmotor im Hybridauto kleiner, leichter und hat weniger Leistung. Überschüssige Energie wird vom elektrischen Motor/Generator in einer Antriebsbatterie gespeichert. Bei geringen Fahrleistungen arbeitet nur der Elektroantrieb - das Auto surrt fast geräuschlos vorbei. Und man darf beispielsweise in der Londoner City rollen, ohne Maut zu bezahlen. Setzen sich solche kommunalen Bräuche auch in anderen Städten durch, könnte der Prius in Zukunft tatsächlich viele benzingetriebene Konkurrenten meilenweit abhängen. Unser Fahrbericht: Der Toyota Prius ist eine 5sitzige Fließheck-Limousine und liegt in der Dimension zwischen VW Bora und Passat. Natürlich ist die japanische Grundausstattung reichhaltiger. Der Clou: Der Prius hat zwei Motoren: einen Benzinmotor mit 57 kW (78 PS) und einen Elektromotor mit 50 kW (68 PS). Da bei Bedarf beide Motoren zusammengeschaltet werden, beschleunigt er auf Wunsch unerwartet heftig. Der elektrische Motor unterstützt dann den Verbrennungsmotor und zusammen erzielen sie immerhin 478 Nm. In 30-Zonen z.B. kann der Prius per Knopfdruck auch rein elektrisch betrieben werden. Er gleitet dann fast geräuschlos dahin. Die Bremsenergie wird in Strom für die Nickel-Metallhydrid-Akkus umgewandelt. Das Schalten des Automatikgetriebes funktioniert flexibel und völlig ruckfrei. Der Prius fährt sich sehr angenehm und komfortabel; wann der eine Motor den anderen unterstützt oder sich wieder abschaltet, bekommt man kaum mit; es wird jedoch auf dem (stark ablenkenden) Touchscreen-Farbdisplay in der Mittelkonsole angezeigt. Toll ist, dass beim Loslassen des Gas- bzw. Strompedals beide Motoren einfach abschalten und der Wagen dann verbrauchsfrei rollt! Am besten allerdings gefiel uns diese absolute Ruhe und Vibrationsfreiheit an der Ampel, denn beide Motoren ruhen dann - bis sie durch Pedaldruck augenblicklich wieder am Start sind. Dieser Komfort stellt selbst Wagen mit 12 Zylinder-Motoren in den Schatten! Hybrid-Fahrzeuge können deshalb rationeller mit der Energie umgehen, da sie einen Teil der bereits verbrauchten Energie wieder zurückgewinnen. Das Fahrzeug braucht nie an eine Steckdose, da die Antriebsbatterie immer durch E- Motor/Generator nachgeladen wird. Das Fahrzeug und die Batterien haben acht Jahre Garantie! Der Innenraum ist sehr geräumig und pfiffig ausgestattet mit vielen kleinen Ablagemöglichkeiten. Leider ist zu wenig Kopffreiheit für die Hintensitzenden vorhanden. Und auch dieser Wagen hat wieder kratzempfindliche Stoßfänger. Der Prius von Toyota ist das erste in Serie gebaute Hybridfahrzeug der Welt. Seit 1997 wurden weit über 100.000 Prius verkauft. Er kostet ab 24.877 Euro (inkl. ABS, ESP, Klimaautomatik, Farbdisplay, CD-Player und Tape deck etc.) und hat leider eine Lieferzeit von einigen Monaten. >>> Der Prius ist also die Alternative zu einem in dieser Klasse ganz normalen Preis; er verbindet Ökologie und Ökonomie auf vorbildliche Weise. Nachdem wir ihn Probe-gefahren haben, kommen uns herkömmliche Autos langweilig und völlig veraltet vor. Mehr bei http://www.toyota.de/cars/new_cars/prius/index.asp Es stellt sich die Frage, warum Toyota diese komfortable, sparsame und ökologische Technik nicht für alle Modelle (z.B. auch in Sportwagen und Kleinwagen!) anbietet, denn die Kunden kaufen im allgemeinen das, was man ihnen anbietet und was im Trend liegt (the people want what the people get); besonders dann, wenn es gut ist. Viel komfortabler zu fahren als herkömmliche Autos! Den Prius Probefahren bei https://infoservice.moreinteractive.de/toyota/testdrive.asp?model=prius EU-Kommissar steigt von Mercedes auf Japaner um _______________________________________________ Nachdem die Bundesregierung die EU-Pläne zur Reduzierung von Autoabgasen zurückgewiesen hatte, greift Umweltkommissar Stavros Dimas jetzt zu unkonventionellen Mitteln: Er tauscht seinen deutschen Dienstwagen aus - gegen einen Japaner. Aus Ärger über den hohen Spritverbrauch deutscher Luxuslimousinen will der EU-Kommissar auf einen Dienstwagen japanischer Herstellung umsteigen. Derzeit wird der Grieche in einem Mercedes chauffiert. Bei der anstehenden Erneuerung des Wagenparks werde er jedoch aus Klimaschutzgründen auf "ein kleineres und umweltfreundlicheres Auto" wechseln, meldete die Deutsche Presseagentur (dpa). Zur Auswahl stünden ein Toyota Prius oder ein Lexus mit Hybridantrieb aus demselben japanischen Konzern. Wahrscheinlich fällt die Wahl auf den Lexus: Der Hersteller gibt für den Wagen mit 340 PS einen Kohlendioxidausstoß von 186 Gramm pro Kilometer an. Zum Vergleich: Eine ähnlich stark motorisierte S-Klasse von DaimlerChrysler bläst rund 270 Gramm des Treibhausgases pro Kilometer in die Atmosphäre. Laut dpa hat Dimas die nötigen administrativen Schritte bereits unternommen. Das neue Auto werde in nächster Zukunft beschafft. Für seine Kollegen (und andere Administrative) könnte Dimas damit zum Vorbild werden - und den deutschen Autobauern einen gehörigen Imageschaden verpassen. Mehr bei http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,463481,00.html Deutsche Dreckschleudern - mit Vollgas in die Klimakatastrophe ______________________________________________________________ In der Rangliste, in der nur Hersteller mit mehr als 150.000 Neuwagenverkäufen im Jahr 2005 berücksichtigt wurden, glänzen die deutschen Firmen mit schlechten Ergebnissen. Während Opel die eigenen Vorgaben nur knapp verpasst hat, haben Volkswagen, BMW und Audi ihr selbstgesetztes Ziel nicht einmal zur Hälfte erreicht. PS statt Sparsamkeit: An der technischen Machbarkeit kann es nach Expertenmeinung nicht liegen, dass sparsame Autos noch nicht auf dem Massenmarkt vertreten sind. Die Technologien für Treibstoffeinsparungen seien alle vorhanden, erklärt Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen. Aber: "Die Möglichkeit die Effizienzverbesserungen in Treibstoffeinsparungen umzusetzen, die hat man in den letzten zehn Jahren eben wenig genutzt", so Dudenhöffer. Das liege hauptsächlich daran, dass der Kunde sehr stark nach PS in den Autohäusern nachfrage. Doch auch dafür ist nach Ansicht von Axel Friedrich vom Umweltbundesamt die Automobilindustrie verantwortlich. "Die Industrie hat mit ihrer aggressiven Werbung für schnelle, für Hochleistungsfahrzeuge, dazu beigetragen, dass die Klimaschutzziele nicht erreicht wurden", so Friedrich. Mehr bei http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/18/0,1872,4344370,00.html Köhler rügt Autobauer _____________________ Mit scharfer Kritik an der deutschen Autoindustrie hat Bundespräsident Köhler in die Klimaschutzdebatte eingegriffen. Die Autoindustrie habe mit Blick auf die ökologische Entwicklung "kein Ruhmesblatt" geschrieben. Sie müsse sich fragen lassen, warum sie Selbstverpflichtungen für klimafreundlichere Autos abgebe "und dann wiederholt nicht liefert", kritisierte Köhler in der Zeit. Die Selbstverpflichtung habe "offensichtlich nicht funktioniert" und der Staat habe "keinen Mumm" gehabt, klarere Vorgaben zu machen, rügte Köhler. Mehr bei http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1085119