Umweltbrief.org "Die fünf Pforten der Manipulation" ___________________________________ Thesenpapier der Wissenschaftsakademie Berlin (Dozent Ralf Grauel): In allen Systemen wird manipuliert. In biologischen Kreisläufen, bei der Militärausbildung, im täglichen Umgang miteinander, sogar auf mikroskopischer Ebene findet wir Zeichen von Manipulation. Egal ob bei Parasiten, beim Militär oder in der Werbung. Manipulation lebt von Platzhaltern, von Bildern und Signalen, die etwas Eigentliches, Ursprüngliches verdecken und es mit neuen Signalen ersetzen. Oder aber sie ruft fertige Verhaltensmuster ab, die dem Zwecke des Manipulators dienen, nicht aber denen des Opfers. "Manipulation ist Verhaltensbeeinflussung zu fremden Nutzen." (Rupert Lay) Alle Systeme zeichnet noch etwas anderes aus. Sie sind Kreisläufe. Interessanterweise würden viele dieser Kreisläufe ohne die Manipulatoren, ohne die kommunikativen Strippenzieher, in sich zusammenbrechen. Das gilt für die Psychologie, die Biologie genau so wie für die bunte Welt des Konsums. Das Prinzip bleibt gleich. Die Wirklichkeit wird abstrahiert, distanziert. Eine Simulation übernimmt. Das Zeichen wird stärker als das Original. Das vorherige System oder Signal verschwindet, bis die manipulierte Botschaft übernimmt. Manipulierte Information ist eine Magenpille im Zuckermantel, ein trojanisches Pferd. Ein Selbstmordbefehl, der wie eine Erlösung klingt. Ein Opferungsbefehl, der sich wie Sex anfühlt. Eine als Unterhaltung verkleideter Kaufbefehl. Die Frage ist, wie funktioniert das? Wie bringt man einen Menschen dazu, sich gegen seinen eigenen Willen, manchmal sogar gegen seinen Instinkt zu verhalten? Schritt 1: Trenne das Opfer von der Herde. Trennung erzeugt Schuld. Schuld erzeugt Abhängigkeit. Schritt 2: Beobachte es. Lerne es kennen. Finde den Eingang. Nichts hat so viel Macht über einen Menschen, wie seine eigenen Emotionen. Schritt 3: Baue Dich ein. Je tiefer umso besser. Lösche was nicht passt. Werde es. Schichtweiser Abtrag der Persönlichkeit durch konstanten körperlichen und psychischen Stress. Das Opfer nimmt die Botschaft in sich auf. Die benötigten Steuerungsimpulse werden minimal. Schritt 4: Erteile neue Befehle. Deine Befehle. Es ist nie wichtig, was jemand tut, sondern nur für wen er es tut. Soziale Hierarchie ist der Schlüssel zum Erfolg. Autorität, Freundschaft, sexuelle Reize. Im Innneren des Organismus. Schritt 5: Unterstütze es. Gib seinem Handeln einen Sinn. Und gib ihm eine neue Herde. Immer eine Ausrede für den rationalen Teil, das letzte bisschen Verstand, nachliefern. "Lässt der Widerstand des Subjektes nach, wird es Zeit, ihm einen gesichtswahrenden Grund oder eine Entschuldigung für seine Gefügigkeit zu liefern." (CIA) "Kunden brauchen immer eine rationale Entschuldigung für ihre emotionale Entscheidung. Deswegen: Stets eine liefern." (David Ogilvy, Werber) Vertreibung schafft Schuld. Schuld schafft Abhängigkeit. Abhängigkeit fördert Konsum. [Und Konsum bringt Erschöpfung.] Eine bessere Welt er-shoppen ____________________________ Wie schafft man es, im globalen Spätkapitalismus und unter der Randbedingung des gegenwärtigen "Politikversagens" (Politik ist nur mehr unzureichend in der Lage, Wirtschaft gemeinwohlorientiert zu entwickeln) doch noch zu einer längerfristig sinnvollen Entwicklungsrichtung zu kommen? Nämlich eine, die zu Umweltschonung und Sozialverträglichkeit führt. Das ist übrigens ja auch die Fragestellung hinter den Aktivitäten etwa von ATTAC, dem Nachhaltigkeitsrat und anderen Selbstorganisationen und Institutionen. Alles wird gut, wenn nur der König Kunde will, haben damals die Einwegpackungshersteller und Verpackungsverschwender argumentiert. Wenn die Verbraucher umweltfreundlich sind, kaufen sie Mehrwegpackungen statt Einweg - am Mülldesaster sind die Konsumenten alleine schuld. Eine zynisches Argument dann, wenn die Hersteller nur mehr Getränkedosen und Plastikflaschen anbieten. Mittlerweile geht es nicht nur um umweltfreundliche Produkte, sondern auch um sozialverträgliche und ökologisch orientierte Herstellung, um Ethik am Markt. Mehrheitlich hätten das die Menschen gern, trotz allem persönlichen Egoismus im Zusammenhang mit Konsum, Wirtschaft und Geld. Also: zum guten Produkt das gute Unternehmen beim Shopping kaufen. Klar scheint jedenfalls, dass auch der an Ethik interessierte Manager im Unternehmen entsprechende Anforderungsprofile von Außen, also z.B. durch Evaluierung etwa mit sozialökologischen Tests benötigt. Ohne einen solchen Außendruck kann nicht reagiert werden. Auch der Verbraucher kann ohne das nicht reagieren. Als erstes aber sollten hier die Verbraucherorganisationen dazu veranlasst werden, brauchbare Verbraucherhilfen, sprich entsprechenden Außendruck, bereit zu stellen. 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