Januar 2008 Umweltbrief.org Was ist Nachhaltigkeit? _______________________ Das Konzept der Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren natürlichen Systems in einer Weise, dass dieses System in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten bleiben und sein Bestand auf natürliche Weise nachwachsen kann. Dieser ursprüngliche Wortsinn wurzelt im forstwirtschaftlichen Nachhaltigkeitsdenken. 1661 formulierte erstmals ein Verwalter der Stadt Reichenhall unter dem Begriff "Ewiger Wald" einen derartigen Ansatz. Der Begriff Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft wurde erstmals im Rahmen der sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus der Not der Waldvernichtung entwickelnden Forstwirtschaft formuliert, regional aus dem gleichen Grund jedoch bereits im 15. Jahrhundert praktiziert. Die forstwirtschafliche Praxis der Nachhaltigkeit wurde zudem schon im 19. Jahrhundert über die reine Rohstoffversorgung hinaus erweitert. Kein anderer relevanter Wirtschaftszweig hat sich über Jahrhunderte unter dabei wechselndem Zeitgeist ähnlich zielführend mit Blick auf die Bedürfnisse kommender Generationen verhalten. Im erweiterten Sinn eines „Zustands des globalen Gleichgewichts“ taucht der Begriff sustainable 1972 im Bericht "Die Grenzen des Wachstums" an den Club of Rome erstmals an prominenter Stelle auf. Konrad Ott vom Sachverständigenrat für Umweltfragen definiert den „etymologisch ursprüngliche(n) Wortsinn von Nachhaltigkeit“: "Regenerierbare lebende Ressourcen dürfen nur in dem Maße genutzt werden, wie Bestände natürlich nachwachsen." Nachhaltige Bewirtschaftung bedeutet eine Nutzung auf eine Weise und in einem Maß, dass sie ihre biologische Vielfalt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit und Vitalität behalten sowie ihre Fähigkeit, gegenwärtig und in Zukunft wichtige ökologische, wirtschaftliche und soziale Funktionen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu erfüllen und dass anderen Ökosystemen kein Schaden zugefügt wird. Da einige Wirtschaftszweige nicht in Produktionszeiträumen von Jahrhunderten denken, wird es dort oft als betriebswirtschaftlich unverantwortlich angesehen, sich „nachhaltig“ zu verhalten. [Dabei wird offensichtlich die Tatsache vergessen, dass man Geld im Notfall weder essen noch trinken, noch, dass es einen vor Katastrophen schützen kann. Manche Wall-Street-Analysten bewerten nachhaltig wirtschaftende Unternehmen mittelfristig sogar höher, weil ihr output größer ist.] http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit_(Forstwirtschaft) http://www.nachhaltigkeit.info http://www.ideenachhaltigkeit.de http://www.nachhaltigkeit.at Definition Nachhaltigkeit: Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen. _____________________________________________________________________ Als nachhaltige Produkte und Dienstleistungen werden jene verstanden, deren Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus (Planung, Produktion, Nutzung, Verwertung und Entsorgung) so gering wie möglich gehalten werden. Für deren Kennzeichnung existieren zahlreiche verbands- und branchenbezogene sowie offiziell und staatlich anerkannte Umweltzeichen, die KonsumentInnen und BeschafferInnen eine Entscheidungshilfe für den umweltfreundlichen Einkauf bieten. Nachhaltigkeit bedeutet, heutige Bedürfnisse zu befriedigen und künftigen Generationen die Möglichkeit zu geben, ihrerseits ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet also, dass wir unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben! Ökologische Nachhaltigkeit: Erhaltung des ökologischen Systems als Lebensgrundlage unter Nutzung natürlicher Ressourcen. Ökonomische Nachhaltigkeit: Erhaltung des ökonomischen Kapitalstocks. Nachhaltiges Einkommen hat man, wenn sich die Vermögenssituation trotz eines gewissen Verbrauchs noch verbessert bzw. gleich bleibt. Soziale Nachhaltigkeit: Erhalt des sozialen Kapitals durch Veränderungen und Entwicklungen in den Bereichen Ökologie und Ökonomie in Bezug auf das soziale Gefüge einer Gesellschaft. Das schließt auch soziale Normen und "Chancengleichheit" mit ein. Der Grundgedanke der Nachhaltigkeit ist jedem Forst- oder Landwirt seit langem bekannt. Er beinhaltet in der Forstwirtschaft ursprünglich die Erkenntnis, dass dem System Wald nicht mehr Bäume entnommen werden als nachwachsen können und so der Waldbestand dauerhaft gesichert wird. Später wurde der Begriff der Nachhaltigkeit um das Bestreben erweitert, auch die Regenerationsfähigkeit des ganzen Ökosystems zu erhalten! Das bedeutet, dass die Abbaurate unter der Renenerationsrate gehalten werden muss, damit der Bestand der knappen Ressourcen erhalten bleibt. Substainability ist das Zusammenwirken von Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlicher Verantwortung - drei Faktoren, die nur zusammen eine nachhaltige Entwicklung generieren können. Ökonomischer Erfolg kann also nur dann langfristig gesichert werden, wenn gleichzeitig die Ökologie, also die belebte und unbelebte Umwelt, erhalten wird. Dazu müssen auch die unternehmerischen Handlungen gesellschaftlich tragbar sein. >>> Analysten sagen bereits heute voraus, dass diejenigen Unternehmen, die wenig Energie und Wasser verbrauchen, geringe Abfallmengen erzeugen und gut mit ihren Mitarbeitern umgehen, die höheren Gewinne abwerfen werden. Kreislaufwirtschaft statt Müllberge ___________________________________ Die Menschheit hat nur mit nachhaltigen Produktionsweisen eine Zukunft. Vorbild für den Umbau der Industriegesellschaft muss die Rezyklierungs-Verbundtechnologie der belebten Natur sein. Sie ist die einzige Technologie, die dem Menschen auf Dauer eine Chance gibt, zu überleben. Will der Mensch dieses Prinzip übernehmen, muss er die Produkte von vornherein so konstruieren, dass biologisch abbaubare Inhaltsstoffe zurück in die Umwelt gelangen können, ohne dort Schaden anzurichten; möglichst sollten sie sogar für andere Organismen nützlich sein. Parallel und völlig getrennt davon muss es geschlossene Kreisläufe geben, in denen technische Materialien fortwährend als wertvolle Nährstoffe für die Industrie kreisen. Die deutschen Wirtschaftskapitäne sind äußerst beunruhigt. Nicht nur Öl wird immer teurer. Auch die Weltmarktpreise für Metalle sind in den vergangenen fünf Jahren um mehrere 100% gestiegen. Der Chemieprofessor Friedrich Schmidt-Bleek, prägender Kopf des Wuppertal-Instituts und Erfinder des "ökologischen Rucksacks", mit dem der gesamte Ressourcenverbrauch eines Produkts abgeschätzt werden kann, geht davon aus: Ein Durchschnittsdeutscher ist heute für jährlich 70 Tonnen Materialeinsatz verantwortlich - Wasser und Luft nicht mit eingerechnet. Nur ein sehr kleiner Teil davon wird zu Wasser- und Eierkochern, Fensterrahmen oder Computern verarbeitet; der Großteil ist Abraum. Demgegenüber wirtschaftet die Natur sehr erfolgreich seit mehreren Milliarden Jahren nach einem anderen Prinzip. Dessen Grundlage ist die absolute Begrenzung des vorhandenen Materials; außer Sonnenlicht kommt schließlich nichts Neues auf der Erde hinzu. Die immer gleiche Materie zirkuliert in einem nie endenden Kreislauf: Was für den einen Organismus Abfall, ist für den nächsten Nährstoff; Müll gibt es nicht! Wenn der Mensch große Mengen Müll produziert, der weder für ihn selbst noch für andere Wesen nutzbar ist und oft sogar schadet, so ist das für die Natur auf lange Sicht irrelevant: Schließlich lagert auch der Mensch nur die auf der Erde vorhandenen Stoffe um, und sobald er seine eigenen Lebensgrundlagen und die vieler Zeitgenossen zerstört hat, wird Platz sein für Neues. Interesse daran, dass es nicht zu einer solchen Entwicklung kommt, muss vor allem der Mensch selbst haben. Nur wenn es ihm gelingt, die eigene Wirtschaftsweise in die natürlichen Kreisläufe einzupassen, hat er die Chance, noch eine Weile auf der Erde mitzumischen. Nachhaltig zu wirtschaften ist also keineswegs ein Gnadenakt gegenüber der Umwelt, sondern liegt im wohlverstandenen Eigeninteresse. Nicht der Mensch an sich, seine Bedürfnisse und dass er in die Natur eingreift, sind also das Problem. Ob er noch eine Weile auf der Erde dabei ist, wird sich vielmehr an der Frage entscheiden, ob es gelingt, die aktuelle Wirtschaftsweise vom Modell Einbahnstraße zum Modell Kreisverkehr umzubauen. Mehr bei http://www.taz.de/digitaz/2007/12/28/a0011.nf/text Nachhaltigkeit wird sichtbar mit der R-Symbolik! ________________________________________________ Das R-Symbol kennzeichnet Produkte und Gebäude mit Zukunft. Die Konsumenten können auf einen Blick erkennen, welche Ressourcenanteile in einem Produkt verwendet wurden. In einer 10-er Skala im R-Symbol werden grün die nachwachsenden Anteile, gelb die mineralischen und rot die fossilen Produktanteile ausgewiesen. Nachhaltige Produkte werden damit sichtbar und die Produktinhalte transparent gemacht. Die Produzenten haben hierzu eine verbindliche Volldeklaration vorzulegen, so wie dies im Lebensmittelbereich mit dem BIO-Siegel bereits praktiziert wird. Mehr bei http://www.eco-umweltinstitut.com/ecoinfo/shownewsdetail.cfm?newsid=1553