November 2006 Umweltbrief.org Nachhaltigkeitsmanagement kann die Märkte retten ________________________________________________ Von Innovationen und Schein-Prognosen. Immer wieder hört man die Prognosen findiger "Experten", nach denen der Flugverkehr in den nächsten Jahrzehnten noch um ein Vielfaches ansteigen wird; mehr Flugzeuge und neue Flughäfen müssen also her. Ebenso soll die Zahl der weltweit betriebenen Kraftfahrzeuge noch stetig wachsen, besonders in den Schwellenländern. Das gilt natürlich auch für den "immens wachsenden" Güterverkehr, so dass sich die Anzahl der Lkw auf der Straße noch verdoppeln oder gar verdreifachen soll... Abgesehen davon, dass wir schon jetzt enorme CO2- und sonstige Umweltprobleme haben und mit dem Klimawandel auf unseren selbstgemachten Weltuntergang zusteuern, benutzen wir global zum größten Teil fossile Brennstoffe, die langsam - oder bei noch steigendem Verbrauch auch recht schnell - zu Ende gehen. Zudem steht uns schon in den nächsten Jahren ein Ölschock bzw. Ölpreisschock bevor, denn alle nationalen Ökonomien sind bislang total vom Rohstoff Öl abhängig! Bereits im nächsten Jahr soll die weltweite Nachfrage nach Öl das Angebot übersteigen. Die Börsen werden darauf entsprechend reagieren und die Preise für Heizung, Verkehr, Transport, Kleidung, Kunststoffe, Baustoffe etc. drastisch ansteigen, der Konsum also einschneidend zurückgehen. Zahlreiche Firmenpleiten und Massenentlassungen müssen die Folge sein. Wer kauft noch ein Auto, wenn er den Sprit nicht mehr zahlen kann, weil doch schon die Heizung so teuer geworden ist? Wer kann noch eine (dann teure) Flugreise buchen, wenn er durch den Ölpreisschock den Job verloren hat? Doch will man weiterhin auf Verbrennungsmaschinen setzen, denn die Erneuerbaren Energien sind ja angeblich erst in Jahrzehnten in größerem Ausmaß nutzbar. Die alternativen Antriebe funktionieren zwar schon, sind aber noch l a n g e nicht "serienreif". Auch der Hybrid-Antrieb wird in Europa gerade mal angedacht, während die Japaner ihn seit Jahren erfolgreich verkaufen (Toyota Prius, Honda Civic h, Lexus h etc.). Die Jeeps von Arnold Schwarzenegger fahren bereits alle mit Wasserstoff und durch sein Governors-Dekret gibt es in Kalifornien bereits genug Wasserstoff-Tankstellen. Auch das Elektro-Auto kann nach Meinung von deutschen "Experten" allenfalls in 30 bis 40 Jahren (!) serienreif sein. Allerdings gibt es in Japan bereits die 400 km/h schnelle Eliica-Limousine, Kalifornien baut bereits den Tesla-Roadster mit 400 km Reichweite und 220 km/h in Serie und in der Schweiz stehen schon der Elektro-Smart und der Elektro-Twingo zum Verkauf bereit; jedoch nicht für Deutschland, weil die Zebra-Batterie (ein ehemals deutsches Patent in Zusammenhang mit der Mercedes A-Klasse) hier noch keine Zulassung hat... Dafür werden auf den Automessen Fahrzeuge mit 1000 PS präsentiert (siehe Spruch des Monats). Für wen und wozu? Europäische Hersteller bedienen aus ökologischer Ignoranz vor allem die Bleifuss-Fraktion unter den Autokunden und verschlafen dabei die Entwicklung effizienter und gleichzeitig sauberer Fahrzeuge. "Die deutsche Automobilindustrie steht durch eine falsche Modellpolitik vor der größten Existenzkrise ihrer Geschichte" glaubt die DUH. "Diese Ergebnisse sind ein Gradmesser für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie." Während also Texas-Ölmanager wie Matthew Simmons den US-Präsidenten warnen, dass sich der derzeit alles entscheidende Ölpreis in den nächsten Jahren vervierfachen wird, prognostizieren andere den Globalen Boom im Verkehrssektor mit Öl-Verbrennungsantrieb. Da kann doch was nicht stimmen! Entstehen nun solche schrägen Prognosen, weil die "Experten" nicht über ihren Tellerrand hinausschauen können? Hat man so wenig Phantasie, dass man davon ausgeht, dass die politischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Verhältnisse immer so bleiben wie jetzt? Oder will man sich damit nur künstlich eine gute Auftragslage für die Zukunft kreieren? Sieht man denn nicht, dass die Abhängigkeit vom Öl unsere Volkswirtschaften in Gefahr bringt? Denn auch wenn es noch mehr Wachstum geben sollte, wird er schon bald am Ölpreis scheitern. Bald schon werden wir auch die Klimaschäden nicht mehr bezahlen können! Eins ist sicher: wenn die konsequente Nutzung der Erneuerbaren Energien zu spät kommt, wird jedes (auch globale) Wirtschaften in Stagnation geraten und unsere Volkswirtschaften ins Mittelalter zurückfallen lassen! Noch haben Politiker Angst, die Energiewende konsequent durchzusetzen, weil sie von den alten Energie-Lobbys unter Druck gesetzt werden. Viele Manager erkennen das Problem bereits, tun sich jedoch schwer mit dem Umdenken; sie sind eben keine Unternehmer und fürchten Innovationen, weil diese Zeit brauchen, um Profite abzuwerfen. Denn vor der jährlichen Aktionärsversammlung zählt nur der "shareholder-value". Und wenn die Rendite auch nur in einem Jahr ausbleibt, weil der Manager innovativ gewesen ist, wird er gefeuert. Insofern sind Familien-Unternehmen ohne Börsennotierung nachhaltiger; sie können sich Innovationen noch leisten. Unser Energiebedarf kann nicht erst - wie prognostiziert - in einigen Jahrzehnten zu einem gewissen Prozentsatz durch Erneuerbare Energien gedeckt werden, sondern bereits jetzt! Wind, Wasser und Sonne sind nämlich ein Fass ohne Boden; sie stehen uns unbegrenzt zur Verfügung. Wir brauchen nur noch mehr darin zu investieren. Je mehr und je schneller wir in Erneuerbare Energien investieren, desto schneller und weitreichender können wir sie nutzen. Diese Form des nachhaltigen Wirtschaftens stiftet nicht nur Energie, sondern auch globalen Frieden! Dabei sind auch wir Verbraucher gefragt: - Rufen wir unsere Regierungen auf, endlich konsequent auf Erneuerbare Energien zu setzen, wenden wir nicht nur die Klimakatastophe ab, sondern auch den globalen Kollaps der Volkswirtschaften. - Vermeiden wir so weit wie nur möglich Ölprodukte wie Plastik und Sprit, boykottieren wir die (noch) mächtige Öl-Lobby, schonen das Klima und leben dabei auch gesünder. - Ernähren wir uns Bio, bleiben nicht nur wir gesund, sondern auch die Umwelt, aus der wir uns ernähren. - Nutzen wir nachwachsende Rohstoffe (z.B. für Heizung, Kleidung, Hausbau), schonen wir Ressourcen und vermeiden auch giftigen Müll und deren Entsorgungskosten. - Kaufen wir Ökostrom (fast gleicher Preis, bei alten Verträgen sogar günstiger), dann strafen wir die Energie-Kartelle und die Atomenergie ab und fördern dabei die Erneuerbaren Energien. - Legen wir unser Geld ethisch-ökologisch an (z.B. in Ökofonds), haben wir doppelten Nutzen: neben einer inzwischen schon sehr guten Rendite fördern wir die Nachhaltigkeit und eine Umwelt, die uns (über)leben lässt. Und auch ein gutes Gewissen schenkt uns viel Energie! Schreiben Sie uns Ihre Meinung dazu an global@umweltbrief.de http://www.umweltbrief.de/neu/html/oelschock.html http://www.etteldorf-metterich.de/holzpellets/oelpreis-entwicklung.html http://www.eliica.com http://www.teslamotors.com http://ds1.dreifels.ch/twikeklub/page.asp?DH=549 http://www.umweltbrief.de/neu/html/energietipp.html http://www.umweltbrief.de/neu/html/geldtipp.html Green Market - Die LOHAS kommen! ________________________________ Moralischer Hedonismus erobert Gesundheits- und Genussmärkte der Zukunft. Angetrieben wird der Bio-Boom der nächsten Jahre besonders durch einen Mental Shift unter den Konsumenten. Ein gesundes, verantwortungsvolles und naturbezogenes Leben zu leben wird zum dominanten Lebensstil. Die LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) machen in den USA bereits ein Drittel der Gesamtbevölkerung aus. Neue Werte, neues Bewusstsein, die Bedürfnisse der Menschen richten sich nach Innen, eine Umkehr der Lebensweise nach Selbstkenntnis, nach Stressfreiheit und Entschleunigung, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Beständigkeit. Dies alles mündet in eine Nachfrage von wirtschaftlich, gesundheitlich und ökonomisch sinnvollen Produkten und Dienstleistungen. Das Ende der Gesundheits-Ideologien: Bio goes Mainstream. Ökos erkennt man schon lange nicht mehr daran, dass sie selbst gestrickte Pullover tragen oder Grünkernbratlinge essen. Die Zeiten, in denen Umweltbewusstsein Verzicht bedeutete, sind vorbei. Öko ist schick geworden. Ein Image- und Wertewechsel, auf den der Markt bereits reagiert hat. Laut dem "LOHAS Journal", dem Zentralorgan der modernen Gesundesser, zeichnen diese sich dadurch aus, dass sie gesund und ökologisch leben, alternative Medizin und eine "umweltverträgliche Marktwirtschaft" befürworten und sich in erster Linie um ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden und das ihrer Familien bemühen. Dabei verzichten LOHAS aber nicht auf Stil und Genuss. Mit dem Umwelt-Auto über den roten Teppich: Die New York Times vermutet sogar, dass sich die LOHAS zum am schnellsten wachsenden Markt überhaupt entwickeln könnten. Eine Studie des Natural Marketing Institute in Pennsylvania bestätigt diese Annahme: Bereits ein Drittel der erwachsenen US-Bevölkerung liebäugelt mit einem Leben als meditierender Bio-Genießer und modebewusster Wasserstoff-Autobesitzer. Dem LOHAS-Anhänger geht es dabei nicht mehr wie in den 80er Jahren darum, die Welt zu retten. Er hat keine Ideologie, er kümmert sich viel mehr um sein persönliches Wohlbefinden. LOHAS verstehen sich als Connaisseure und Trendsetter. Madonna und Designerin Donna Karan sind bekennende neue Lifestyle-Ökos. Genauso wie Leonardo DiCaprio, Charlize Theron und Sting, die bei den Oscars nicht mit einer Limousine, sondern mit dem hybridangetriebenen Umwelt-Auto Toyota Prius am roten Teppich vorfuhren. Mehr bei http://www.lohas.de/content/view/55/80 http://de.wikipedia.org/wiki/LOHAS http://www.umweltbrief.org/neu/html/gruen_sexy.html