Umweltbrief.org Ökotipp Miscanthus __________________ Miscanthus statt Synthetic Die notwendige biologische Zukunft als Konkurrent von Synthetics heißt "Miscanthus giganteus". Bislang ist wenig bekannt, dass man aus dem asiatischen Schilfgras namens Miscanthus giganteus alle Produkte fertigen kann, die heute aus PVC bestehen! Während PVC ein Erdölprodukt ist, dass noch dazu nach Gebrauch nur sehr schwer recycelbar und praktisch unentsorgbar ist, handelt es sich bei einem Produkt, dass aus der Miscanthus hergestellt wurde, um ein absolut ökologisches Produkt. Angesichts der Tatsache, dass Erdöl bei anhaltendem Verbrauch nur noch 30 bis 40 Jahre zur Verfügung steht, sollte man jetzt rechtzeitig umdenken und auf Miscanthus setzen! Natürlich sind die Öl- und PVC-Industrien nicht daran interessiert, dass Produkte ökologisch aus Miscanthus hergestellt werden und deshalb wird wieder einmal manches getan oder unterlassen, um den großflächigen Anbau zu verhindern. Die C4-Pflanze Miscanthus ist ein nachwachsender Rohstoff, der bis zu 30 Jahre ohne Pflege (2 Jahre nach Pflanzung) auskommt und auch in kälteren Regionen winterfest ist. In Westeuropa haben Wissenschaftler - allen voran Dr. Ralf Pude in Bonn - ihre Arbeiten für die Praxis bereits abgeschlossen. Miscanthus wird bis zu drei Meter hoch und kann auf guten Standorten 8 bis 15 Tonnen Trockenmasse je Hektar und Jahr liefern. Das gehäckselte Pflanzenmaterial ist als Kultursubstrat im Gemüseanbau, als Zusatz in Baustoffen und auch als Tiereinstreu geeignet. Allerdings wird der Miscanthus-Anbau in den westeuropäischen Ländern viele Hemmnisse zu überwinden haben, da die Landwirte u.a. sogar Subventionen für Brachland erhalten. Anders stellt sich das in den osteuropäischen Ländern dar. Dort ist die Landwirtschaft ein ständiges finanzielles Sorgenkind und die großen Flächen geben Miscanthus sehr hohe Ausbreitungs-Chancen. Jeder Netto-Ertrag pro Miscanthus-Hektar könnte dort neue Möglichkeiten schaffen, so dass ein Feldversuch mit bis zu 50 ha z.B. in Polen schnell vom Erfolg überzeugen würde. Um eine ausreichende Menge für die industrielle Verwertung schaffen zu können, würden noch ca. 10 Jahre benötigt werden. In den 90er Jahren wurde wegen ungeprüfter Winterfestigkeit der Pflanzen die Chance Miscanthus kurzfristig ad acta gelegt. Also gehen jetzt wieder Jahre verloren! Folgende Produkte können aus Miscanthus-Grundstoffen hergestellt werden: - fast alle Produkte, die heute noch aus PVC hergestellt werden, vom Kugelschreiber bis zum Autolenkrad - Miscanthus-Pulver als Ölbinder (1 kg bindet bis zu 4 kg Öle, also Altöl, aber auch Katastrophenöl aus ausgelaufenen Tankern !) - Schüttdämmung und Isolierplatten (f-90) für die Baubranchen - Reed-Dächer - ganze Öko-Häuser mit enormen Heiz-Einspareffekten - Zuliefer-Produkte für Auto-, Bahn-, Schiffahrt- und Kommunikationsbranchen - Verbrennungsprodukte (Diesel-/Benzinersatz) - hochqualifiziertes Streu bei Zuchttieren - letztlich Holzersatz In der anstehenden Novellierung der 1. Bundesimmisionsschutzverordnung (BImSchV) in Deutschland sind Miscanthushäcksel und -pellets als Brennstoff neu zugelassen. Die optimale und gleichmäßige Zerkleinerung von Miscanthus kann in einem einstufigen Verfahren realisiert werden. Die sofort zu beginnende Vermehrung ist der derzeitige Pferdefuß des gesamten Miscanthus-Themas. Die Synthetics haben nunmehr eine fast hundertjährige Laufzeit. Die "anti-synthetic"-Ära bricht gerade erst an! Die Autoindustrie sucht nach Ersatzstoffen, aber kaum welche sind vorhanden. Selbst die Chemieindustrie ist bestrebt, an den biologischen Erträgen Teil zu haben, weil die Zukunft eben diesen Stoffen gehört. Wo aber sind die Pilotprojekte zur Erwirtschaftung von genügend Masse? Ein Steckling vermehrt sich um etwa das siebenfache. Die derzeitigen Flächen benötigen mehr als ein Jahrzehnt, um den industriellen Beginn mit genügend Masse zu versorgen. Die osteuropäischen Staaten bieten den möglichen Agrarraum. Die Vermehrung muss finanziert werden; denn ein ha benötigt bis zu 90.000 Stecklinge à 40 Cent/Stück. Die Vermehrer benötigen Garantien für die preisgesicherte Abnahme der Pflanzen. Die Anwender benötigen preisgesicherte Produktherstellung/-abnahmen auf breiter Basis. Der Markt benötigt gesetzliche Grundlagen für den Gebrauch von Miscanthus Produkten. Nun sind die Vermehrer, die Anwender, die Finanziers, die Maschinenbauer und die Executives am Zug, denn es werden Anschub-Investitionen gebraucht. Gefragt sind - Risiko-Kapitalgeber mit einer Nase für Gewinne im 21. Jhdt. - polnische Agrarpolitiker, die eigentlich nur zustimmen müssen - Produzenten, die Ersatzstoffe für Syntethics suchen Wirklich wünschenswert ist die baldmögliche Vermehrung der Pflanze in Polen, dem größten Agrarland im zukünftigen Euroland. Dazu werden private und öffentliche Anfangsfinanzierungen dringend gebraucht. Interessierte Investoren wenden sich an: Elisabeth und Gerhard v. Hagen, Legi/Polen e.V. http://www.miscanthus-legi.com Lesen Sie dazu auch: http://www.miscanthus.de Selbst die Bauindustrie setzt auf ökologische Baustoffe. So lassen sich nach einem neuen patentierten Verfahren Dämmputz für innen und außen, sowie Schüttisolierungen und Estrich herstellen. Europas größter Putzhersteller (MAXIT) hat nun die Lizenz auf diese Baustoffe erworben und rechnet mit einer stark ansteigenden Bedeutung der ökologischen Baustoffe. Nach dem gleichen Verfahren können auch Niedrigenergiehäuser aus Miscanthus-Leichtbeton von der Fa. Weiler, Bitburg produziert werden. Diese Häuser benötigen keine zusätzliche Dämmung (also kein Styropor). Baut man ein komplettes Haus mit Miscanthus (Außen- und Innenwände, Schüttisolierung und Estrich, Außen- und Innenputz) so benötigt man Erntegut von ca.1 ha. Das CO2, welches die Pflanze aufgenommen hat, ist dann in den Bauelementen gebunden. Würde man Styropor u.ä. einsetzen, welches aus Erdöl hergestellt wird, würde das vor Jahrmillionen gebundene CO2 zusätzlich frei werden = >Treibhauseffekt etc. Ein Miscanthus-Haus kann als Niedrigenergiehaus bezeichnet werden, da die 30 cm dicken Aussenwände einen K-Wert von 0,28 W/m² x K erreichen, ein Spitzenwert, den das Wandelement ohne Hohlkörper und ohne Zusatzdämmung erreicht. Das hochdämmende Material weist neben der Schadstofffreiheit eine hohe Dampfdiffusionsfähigkeit und gute Schalldämmung auf, was das Wohnklima insgesamt positiv beeinflußt. Für ein mittleres Einfamilienhaus werden ca. 80 m³ Miscanthus (etwa 1 ha) und 20 m³ Nadelholz für den statisch tragenden Holzfachwerkrahmen sowie für die Dachkonstruktion benötigt. In der Schweiz wurde bereits das erste "Miscanthus-Haus" gebaut. Ein anderer interessanter Bereich liegt in der Produktion von biologisch abbaubaren Blumentöpfen aus Miscanthus. Die Fa. NAPAC in der Schweiz produziert mittels Extrudertechnik diese Blumentöpfe. Größte Abnehmer sind die Holländer, die auf Bergen von alten Plastiktöpfen sitzen. Die 20 ha Miscanthus in den Niederlanden werden von der Agro-Miscanthus GmbH betreut. Zur Zeit werden mit dem Produkt "Miscanthus-EcoKap" Dächer gedeckt (Dachschindel-/Reetdachersatz). Weiterhin werden im Küstenbereich Miscanthus-Matten zum Wind- und Erosionsschutz, sowie in den Poldern zur Landgewinnung erprobt. (Dachdeckung in den Niederlanden; Drenth, Ter Apel) In Dänemark wird neben der Dachdeckung (wie mit Reet), auch an der Kompostierung (Torfersatz) und in besonderem Maße an der Herstellung von Naturstoff-Sandwiches gearbeitet. Diese Naturstoff-Sandwiches sollen als Wand- und Bodenelemente Verwendung finden, in LKW-Aufliegern oder aber auch als Rotorblätter in Windkraftanlagen. (Verwertung in Dänemark; Dr. Schwarz, Tjele) In der Eifel wird die Miscanthus-Masse nach dem Erhitzen bei 300 bar in Formen extrudiert, so daß Fensterrahmenprofile entstehen. Die Produktion beträgt jährlich u.a. 500.000 Fensterrahmen und 15.000 Haustüren. (Fenster- und Türrahmenproduktion; Schneider und Meeth, Wallscheid) Das in China als Wildkraut wachsende Miscanthus bietet vor allem Schutz vor Erosion. Da der Waldanteil in China nur 12 % beträgt, wird Miscanthus für die Qualitäts-Papier-Herstellung dringend benötigt. 1989 wurden 480.000 ha Miscanthus und Phragmites australis geerntet. Es standen 1,4 Mio. t Erntegut für die Papierproduktion zur Verfügung. (Anbau und Verwertung in China; Dr. Xi, Dr. El Bassam und Dr. Greef, Braunschweig) In Österreich wird die direkte thermische Verwertung von Miscanthus erprobt. Beim Häckseln wird das Erntegut in auf Anhänger stehende Baustahlgittergefäße geblasen. Diese Behälter werden über Winter in Scheunen gelagert, das Erntegut trocknet noch nach. Der Energieertrag beträgt 7.000 bis 10.100 Liter Heizöl EL/ha. (Ernte-, Lagerungs- und Heiztechnik von Miscanthus in Österreich; Dipl. Ing. Mayr, Linz) Durch die Flash-Pyrolyse (Mitteltemperaturprozeß bei ca. 475° C, in dem Miscanthus unter Sauerstoffausschluß sehr schnell erhitzt wird) entsteht ein zähflüssiges Öl, das sich nicht nur energetisch, sondern auch chemisch, z.B. als Klebstoff, als Aromastoff oder als N-Depotdünger (15-18% N) nutzen läßt. (Flash-Pyrolyse von Miscanthus; Dr. Meier, Hamburg) Zur Tagung ist der Tagungsband "Miscanthus - Vom Anbau bis zur Verwertung" erschienen. Der 120 seitige Tagungsband (ISBN 3-89573-101-3) kann am Institut für Pflanzenbau, Katzenburgweg 5, D-53115 Bonn bei Herrn Dr. Pude oder per e-mail r.pude@miscanthus.de für 30 DM incl. Versand bestellt werden. www.miscanthus.de Vielleicht haben Sie Lust, Miscanthus giganteus in Ihrem eigenen Garten zu erproben.