April 2002 Umweltbrief.org Inhalt: +++ Solarkraftwerke +++ Fünf Jahre NAI +++ Eine Milliarde Dollar für die Sonnenenergie +++ Ford jr.: "Die Gesellschaft wandelt sich - und wir müssen nachziehen" +++ Die Großen steigen in die Windkraft ein +++ Bush im Wahn: Atomtests und Endlager in Nevada +++ Die Niederlande haben den weltweiten CO2-Handel eröffnet +++ ERNEUERBARE ENERGIEN: AGENDA 1 +++ Die Grünen: Vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energien +++ Die Telekom findet ihre Aktie attraktiv für Öko-Fonds +++ DaimlerChrysler im Minus +++ Osterfeuer Solarkraftwerke _______________ Solarkraftwerke sollen Exportschlager der Zukunft werden. Bundesumweltminister Jürgen Trittin will das Zukunftsinvestitionsprogramm der Bundesregierung zur Weiterentwicklung erneuerbarer Energien über das Jahr 2003 hinaus verlängern. "Mit Unterstützung der Bundesregierung sollen Solarkraftwerke deutsche Exportschlager der Zukunft werden. Davon werden Klimaschutz und Wirtschaft profitieren", sagte Trittin. Die Bundesregierung stelle im Rahmen des Zukunftsinvestitionsprogramms bis 2003 insgesamt zehn Millionen Euro für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zu solarthermischen Kraftwerken zur Verfügung. http://www.ecoreporter.de/magazin/archiv/umweltaktien/020314Triitin.shtml Übrigens: EUROSOLAR-Präsident Hermann Scheer ist vom TIME Magazine als "Hero of the Green Century" ausgewählt worden. Die vier weiteren von der TIME deklarierten "Heroes of the Green Century" sind: - die Inderin Vandana Shiva, die weltweite Vorkämpferin gegen die Privatisierung von Saatgut (die ebenso wie Hermann Scheer bereits den Alternativen Nobelpreis erhalten hat); - der US-Amerikaner Richard Sandor, der Begründer der Klimabörse von Chicago, die als erste den Emissionshandel zur Reduzierung von Energieemissionen praktiziert hat; - der australische Architekt Glenn Murcutt, ein Wegbereiter ökologischen Bauens mit emissionsfreien Gebäuden; - das brasilianische Ehepaar Suzana und Claudio Padua für ihren Kampf für die Erhaltung des tropischen Regenwaldes. Fünf Jahre NAI ______________ Der Natur-Aktien-Index (NAI) hat seit seiner Gründung am 1. April 1997 um 101% auf 2010 Punkte zugelegt. Eine Milliarde Dollar für die Sonnenenergie ___________________________________________ Royal Dutch Shell hat Investitionen von bis zu einer Milliarde Dollar für Sonnenenergie angekündigt. Die Royal Dutch/Shell will ihre Produktionskapazität für Solarzellen im Gelsenkirchener Werk bis Ende nächsten Jahres verdoppeln. Shell wolle in Gelsenkirchen 30 Mio. Euro in eine zweite Solarzellenproduktionslinie investieren, das berichtet die Zeitung "Die Welt". Das Blatt beruft sich auf ein Gespräch mit Jeroen van der Veer, Konzernchef (Chairman) von Royal Dutch/Shell NV. Spruch des Monats: __________________ Es gibt keinen Widerspruch zwischen den ökonomischen und ökologischen Ansprüchen der Gesellschaft und dem Wunsch der Aktionäre nach Dividenden. William Clay Ford jr. (Chairman of Ford Motor Company) "Die Gesellschaft wandelt sich - und wir müssen nachziehen" ___________________________________________________________ sagt William Clay Ford jr., Chef der Ford Motor Company. "Unternehmer mit Weitblick beginnen verstärkt zu verstehen, dass soziales Engagement und der Einsatz für die Umwelt durchaus gemeinsame Geschäftsziele darstellen. Sie begreifen, dass sie ihre Handlungen nicht länger von den Entwicklungen trennen können, die um sie herum vorgehen. Vielmehr hängt ihr eigener Erfolg letztlich davon ab, wie gut es der Gesellschaft und der Welt geht. Deshalb haben wir bei Ford die Vision, gleichzeitig mit geschäftlichem Wachstum auch eine bessere Welt zu schaffen. Wir konzentrieren uns heute nicht mehr allein auf wohltätige Unterstützungen, sondern setzen darüber hinaus unsere technologischen, intellektuellen und finanziellen Ressourcen ein, um ökonomische und ökologische Ansprüche zu vereinen. (...) Ich bin fest davon überzeugt, dass die Wirtschaft im allgemeinen Streben nach einer besseren Welt eine wichtige Rolle spielen muss. Für mich ist dies keine Verpflichtung, sondern eine Chance. Ich verstehe mich als Anwalt dieser Verantwortung, die die Unternehmen übernehmen müssen - und ich habe ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein. Es gibt Leute, die fragen, ob solche Überzeugungen nicht im Gegensatz zum Gewinnstreben stehen. In Wahrheit verbessert sich jedoch das Ergebnis, wenn ein Unternehmen seine Entscheidungen daran ausrichtet. Beim Engagement für die Umwelt erwarten wir natürlich bei allen diesen Aktionen, dass unser Tun am Ende des Tages profitabel ist - und ich kann Ihnen versichern: durch unsere Umwelt-Initiativen haben wir schon Millionen von Dollar eingespart. (...) Bei genauerer Betrachtung unserer Aktionen gibt es also offensichtlich keinen Widerspruch zwischen grundlegendem geschäftlichen Handeln und unseren hohen Ansprüchen." Die Großen steigen in die Windkraft ein _______________________________________ General Electric (GE) und ABB steigen in den Windenergie-Sektor ein. General Electric Power Systems wird Teile der Enron Wind Corporation übernehmen. Die Akquisition beinhaltet Enron’s Aktivitäten auf dem Gebiet der Windturbinenproduktion und des Marketings, nicht aber deren Windfarmen. Das schreibt die schweizer Sustainable Performance Group (SPG). Gemeinsam mit dem kanadischen Unternehmen Uniterre Resources gab ABB die Absicht bekannt, das grösste Windenergieprojekt Nordamerikas zu errichten. Geplant ist eine 700 MW-Windfarm vor der kanadischen Pazifikküste. Bush im Wahn: Atomtests und Endlager in Nevada ______________________________________________ Per Brief teilte Präsident Bush jr. dem Kongress mit, dass das umstrittene Atomendlager in den Yucca-Bergen jetzt gebaut werden soll, um dort in 300 Meter tiefen Schächten bis zu 70.000 Tonnen radioaktiven Müll zu lagern. Der Gouverneur von Nevada - ebenfalls Republikaner - kündigte umgehend Widerstand an. Dadurch wird die endgültige Entscheidung im Kongress fallen. Schon seit 20 Jahren suchen die USA nach einem Endlager. Mehr als 40.000 Tonnen Atommüll lagern derzeit auf den Höfen von 131 Atomkraftwerken und jährlich fallen ca. 2.000 Tonnen mehr radioaktiver Müll an. Nach 14 jähriger Eignungsprüfung hat das US-Energieministerium im Dezember die Voruntersuchung beendet und den Bau des Lagers empfohlen. Die Bush-Administration will auch nach mehr als 20 jähriger Pause neue AKWs bauen, angeblich um den wachsenden Energiebedarf zu decken. [Und das, wo doch namhafte amerikanische Konzerne (z.B. Ford; siehe oben) und Wissenschaftler gerade dabei sind, diesen wachsenden Energiebedarf ökologisch abzudecken und General Electric und ABB ganz groß in Windkraft einsteigen.] In der Wüste von Nevada ist vor kurzem auch ein unterirdischer Atomtest durchgeführt worden. Ziel des Experiments der USA und Großbritannien sei gewesen, Computermodelle zur Sicherheit der Atomwaffen zu entwickeln... Dieser Test war ein klarer Verstoß gegen das 1996 in Kraft getretene Atomwaffentestverbot! Zudem spielt die Bush-Administration nun mit dem Gedanken, außer thermobarischen Bomben auch thermonukleare Bomben in sog. "Schurkenstaaten" einzusetzen. Der Bush-Administration sollte eigentlich jede Unterstützung - vor allem aber die Solidarität - entzogen werden. Mehr bei http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/12103/1.htm und http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/12049/1.html Was uns gerade bewegt: Woran mag es liegen, dass immer nur die guten Präsidenten (wie Lincoln und Kennedy) ermordet werden, nicht aber die schlechten...? "ERNEUERBARE ENERGIEN: AGENDA 1 DER AGENDA 21" ______________________________________________ Der Weltrat für Erneuerbare Energien (WCRE) lädt ein: Das Weltforum Erneuerbare Energien: Politik und Strategien findet vom 13. bis 15. Juni 2002 in Berlin statt (Messe Berlin, Halle 7, Raum Berlin). Das erste Weltforum über Erneuerbare Energien: Politik und Strategien wird einen Überblick über die politischen Erfolge geben und eine Plattform bieten, um Erfahrungen und Ansichten über zukünftige Bedürfnisse und Möglichkeiten auszutauschen. Ergänzend wird in einer speziellen Sitzung die Frage der Alternativen zu fossilen Treibstoffen behandelt, weil hierzu ein großer Handlungsbedarf besteht. Das Weltforum wird die einzigartige Chance des Einsatzes Erneuerbarer Energien zur Verhinderung der globalen ökologischen Krise und der wirtschaftlichen und politischen Verletzlichkeit der Gesellschaften, die durch konventionelle Energiesysteme hervorgerufen werden, verdeutlichen. Das Weltforum wird die unterschiedlichen wirtschaftlichen und sozialen Vorteile Erneuerbarer Energien aufzeigen und offen legen, wie sie zu verwirklichen sind. Es wird neue Ideen und Vorschläge zur Verbreitung Erneuerbarer Energien an die Rio + 10-Konferenz in Johannesburg richten. Das Programm liest sich wie ein "who is who" der neuen, weltweiten, ökologischen Energiewirtschaft und -politik. Veranstalter ist EUROSOLAR e.V. Mehr Infos bei http://www.world-council-for-renewable-energy.org Anmeldung auch bei http://www.world-renewable-energy-forum.org EUROSOLAR veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Energieagentur NRW am 26. April 2002 im EUROSOLAR-Haus in Bonn ein Seminar zur Energieeinsparverordnung (neue Heizkessel etc), das den aktuellen Stand, sowie Anforderungen und Folgen für die Praxis beinhaltet. Die Grünen: Vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energien __________________________________________________________ Zumindest in der Klimapolitik hat die Grüne Partei in der derzeitigen Bundesregierung schon einiges bewirkt. Es ist daher durchaus von Bedeutung, daß sie innerhalb ihres neuen Grundsatzprogramms, das sie am 16.03.2002 beschlossen haben, neben der Kernkraft den - natürlich langfristigen - Ausstieg aus allen nicht erneuerbaren Energien festschreibt. Wer sich erinnert, wie noch vor zehn Jahren eine Reihe von Forderungen der Grünen - weil so wirklichkeitsfremd - belächelt und - weil so teuer - bekämpft wurden, wird diese Zielsetzung heute etwas realistischer einschätzen, zumal wir heute fast alle - anders als damals - von ihrer grundsätzlichen Richtigkeit überzeugt sind. Die Telekom findet ihre Aktie attraktiv für Öko-Fonds _____________________________________________________ Die Deutsche Telekom sieht in ihrer Aktie ein attraktives Investment für die steigende Zahl von Öko-Fonds. Bei der Vorstellung des ersten Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens in Bonn verkündete die Telekom, sie bekenne sich zur Nachhaltigkeit und einer Entwicklung, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte gleichrangig berücksichtige. DaimlerChrysler im Minus ________________________ Nach Steuern wies der Autokonzern ein Minus von 700 Millionen Euro für das Jahr 2001 aus. Die Aktionäre sollen deshalb eine geringere Dividende von nur noch 1 Euro erhalten. Osterfeuer __________ Osterfeuer dienen zwar der Kommunikation und dem Alkoholkonsum, jedoch belastet die Rauchentwicklung der unzähligen Feuerstätten die Umwelt sehr, wie wir alle gerade wahrnehmen mussten. Es ist die Frage zu stellen, ob wir uns das angesichts unseres CO2-Desasters, des Ozonschicht-Rückgangs etc. künftig noch erlauben sollten.