Oktober 2002 Umweltbrief.org Kommentare zum Weltgipfel in Johannesburg _________________________________________ "Das multilaterale Verhandlungssystem ist in Johannesburg an seine Grenzen gestoßen", heißt es in der Erklärung von Germanwatch. Tatsächlich ist in keinem der zentralen Verhandlungspunkte ein Fortschritt erreicht worden. Zahlreiche geladene Organisationen hatten daher schon Tage vor Ende des Gipfel den Verhandlungssaal aus Protest verlassen. http://www.germanwatch.org/ Bereits im vorhinein habe sich abgezeichnet, "dass der Gipfel manipuliert werden würde, dass die Nachhaltigkeitsagenda von Rio durch eine Freihandels- und Globalisierungsagenda ersetzt werden würde und dass Umweltminister und -schützer durch Handelsexperten ersetzt werden würden", sagte die indische Atomphysikerin, Ökologin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises, Vandana Shina in der Tageszeitung Junge Welt. Der Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung (WSSD) war die größte UN-Konferenz aller Zeiten. Fast 60.000 Delegierte aus 180 Ländern waren angereist, um nichts weniger zu tun, als die Welt zu retten. Es blieb bei dem Versuch. Gemessen am Aufwand sind die Ergebnisse von Johannesburg bescheiden. Ob es um den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Streichung von Agrarsubventionen oder den Zugang zu den Weltmärkten für die ärmsten Länder der Welt ging: Viel Rhetorik, Gerangel um Details und wenig konkrete Aktionen. Hier können Sie den ganzen Kommentar lesen: http://www.wwf.de/eventticker/event_00565.html Die USA und die Erdöl produzierenden Staaten geraten mit ihrer alten Energiepolitik immer mehr in die Isolation. Als US-Außenminister Collin in Johannesburg sprach, wurde er ausgelacht und ausgepfiffen. Nach eineinhalb Wochen zäher Verhandlungen liegt nun eine rund 70-seitige Abschlußerklärung vor. Sie ist kaum als Fortschritt zu werten, als vielmehr als Grabrede für den nun endgültig gescheiterten Rio-Prozess. Auf dem Gipfel bildeten die Ölmultis - zusammen mit etwa 160 anderen großen Unternehmen - eine Klimaschutz-Koalition und appellieren gemeinsamen mit Umweltverbänden wie Greenpeace an die Regierungen der USA, Canadas und Australiens, endlich mehr für den Klimaschutz zu tun. Den "gemeinsamen Aufruf zum Handeln" haben sich außerdem angeschlossen: Daimler-Chrysler, Ford, General Motors, Chevron, Texaco, Conoco, Bayer und BASF. Hauptadressat der Klage ist die US-Regierung des Georges W. Bush. Seit 1990 haben die USA ihre Treibhausgase um über 10 Prozent erhöht! Der WWF hat seine wesentlichsten Forderungen an eine zukünftige Bundesregierung in acht Themenfeldern zusammengestellt: http://www.wwf.de/eventticker/event_00549.html August 2002 Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung ______________________________________ Unsere Lebensgrundlagen sind heute bedrohter denn je: Die Erde hat allein seit 1970 ein Drittel ihrer biologischen Vielfalt verloren. Die Industrieländer konsumieren zuviel. Wir verbrauchen mehr Natur, als sich regenerieren kann. So verbrennen sparsamere Motoren zwar theoretisch weniger Treibstoff, doch praktisch sind alle Standard-Autos schwerer geworden. Und: Es wird deutlich mehr und schneller gefahren. Inzwischen sind wir sechs Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Der Bedarf an Nahrungsmitteln im Jahr 2050 wird für zehn Milliarden Erdenbürger die Ernte von vier Planeten benötigen! Nur im sorgsamen Umgang mit unseren Ressourcen haben wir alle eine Überlebenschance. Schwindende Ressourcen bedeuten letztlich weniger wirtschaftlichen Wohlstand, weniger soziale Gerechtigkeit und mehr Konflikte. Nachhaltigkeitsmanagement ist mehr und mehr gefragt. Der im Jahr 2002 in Johannesburg stattfindende "Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung" könnte einen wichtigen Beitrag leisten, die Kluft zwischen Arm und Reich zu mindern. Die Teilnehmer müssen sich jedoch bewusst werden, dass die Trennung von wirtschaftlichen und umweltbedingten Komponenten der Armut zu einfach und letztlich kontraproduktiv ist. Die Entwicklung als Weg aus der Armut und der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen gehören zusammen. Wer eines vernachlässigt, verfehlt beides. Industrieländer und Entwicklungsländer sind aufeinander angewiesen, die globale Ober- und Mittelklasse ist ohne die arme Mehrheit oder gar auf dessen Kosten nicht zukunftsfähig! Mehr bei http://www.wwf.de/eventticker/event_00488.html