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Digitaler Absolutismus
© ClintJCL (CC BY-NC-SA 2.0)
Die allgemeine Digitalisierung bringt Antworten auf Fragen, die niemand
gestellt hat. Sie macht unser Leben nicht wirklich leichter, sondern nur schneller. Sie dient
vorwiegend der Bereicherung großer IT-Konzerne. Vom digitalen Kapitalismus ist es nicht weit zum digitalen Absolutismus.
Doch wie nachhaltig und verlässlich ist die Digitalisierung überhaupt?
Alles soll digital werden
Die Digitalisierung der industriellen Produktion ist das Wachstumsthema schlechthin. Bitcom-Präsidiumsmitglied Winfried Holz prognostizierte ein Wachstum des Umsatzes mit
Industrie-4.0-Lösungen in Deutschland um 21 Prozent auf 5,9 Milliarden
Euro.
Ist das womöglich der einzige Grund, weshalb wir uns digitalisieren lassen? Oder ist es die Bequemlichkeit?
In der digitalen Welt gibt es keine Sicherheit
Die weltweite Cyberattacke mit der erpresserischen Schadsoftware „WannaCry“
hat uns im Mai 2017 gezeigt, wie verwundbar eine digitalisierte Gesellschaft ist. Es ist offenbar recht leicht, mindestens
200.000 Computersysteme in 150 Ländern zu befallen und Dateien zu verschlüsseln.
Solche Sicherheitslücken wird es immer geben. Je mehr wir uns digitalisieren, desto angreifbarer werden wir. Die zunehmende
Vernetzung ist ein Sicherheitsrisiko und macht unsere Infra-Struktur
zunehmend verletzlich, denn alles im Internet ist letztlich hackbar. Selbst mit Verschlüsselung bleibt das Internet der Dinge eine Gefahr für die Privatsphäre von Nutzern.
Wichtige Infrastruktur wird immer häufiger gehackt Unser Trinkwasser ist in Gefahr: Experten warnen davor, dass Hacker zunehmend auch die Wasserversorgung ins Visier nehmen.
Smart Grids sind gar nicht smart, wenn sie von Teenagern gehackt werden können.
Die Strom- und Wasserversorgung, Krankenhäuser und sogar das Finanzsystem sind in
permanenter Gefahr, auch wenn Hersteller und Politiker stets
beschwichtigen. Vernetzte Anlagen können nicht wirklich gesichert
werden. So ist ein Europa-weiter Stromausfall jederzeit möglich.
Denn Smartmeter (intelligente Stromzähler) sind manipulierbar und anfällig
für Viren, mit denen man große Blackouts erzeugen kann.
Ohne Strom gibt es keine Heizung, keine Lebensmittel, kein Telefon, keinen Sprit, kein Bargeld und auch kein Smartphone.
Wenn dann nach einigen Tagen marodierende Horden plündernd durch die Städte ziehen, funktioniert auch die Polizei nicht mehr.
Digitalisierung erzeugt Absolutismus
Globalisierung und Digitalisierung bringen neue Gefahren für faire Märkte mit sich.
Neue oligopolistische Internet-Giganten konzentrieren mehr und mehr
Macht. Mit ihrer Kontrolle über unsere Daten geht eine wachsende Gefahr
für unsere Freiheit einher.
"Unsere Freiheiten werden immer mehr eingeschränkt", sagt auch
CCC-Aktivistin
Anna Biselli. "Staaten fordern immer neue Gesetze, um in Produkte
digitale Hintertüren einzubauen, was dazu führen würde, dass jeder
weniger sicher ist."
Die Silicon-Valley-Elite ist sehr scharf darauf, die Welt zu retten. Doch wer rettet die Welt vor dem Silicon-Valley?
Evgeny Morozov
Digitalisierung ist undemokratisch
Da die Bürger/innen praktisch keine Kontrolle mehr über ihre selbst
privatesten Daten mehr haben, kann diese Form der Digitalisierung nicht
als demokratisch bezeichnet werden, denn die Daten werden von Staat und
Konzernen verwaltet, von Algorithmen willkürlich ausgewertet und weiterverkauft.
Totale Digitalisierung macht Datenschutz unmöglich, denn so viele Daten lassen sich nicht schützen und sollen ja ohnehin ständig verkauft werden. Ein kompletter Datensatz mit Profil ist knapp 20.000 Euro wert.
Asymmetrische Transparenz: Digitalisierung heißt totale Überwachung
Der digitale Kapitalismus führt zu neuen Ausbeutungsformen: Apple, Amazon, Facebook, Google, Huawei etc. haben eine asymmetrische Transparenz geschaffen, die einem Überwachungsstaat gleicht. Die Monopolunternehmen speichern sämtliche Kommunikationsdaten ihrer Nutzer, lassen sie durch Algorythmen auswerten und von allen Usern ein Profil erstellen, das sie dann verkaufen. Sie wissen nahezu alles über ihre Nutzer/innen und deren Freunde, selbst über ihre intimsten Neigungen. Die Nutzer/innen jedoch wissen nicht, was mit welchen ihrer Daten gemacht wird, wie ihr Profil aussieht, auch nicht an wen und für wie viel Geld es verkauft wird. Die Geheimdienste erhalten durch den Zugriff auf die digitalen Knotenpunkte alle Daten gratis. Von oben nach unten herrscht totale Transparenz, während die Monopolisten und ihr Handeln für die User völlig intransparent sind.
Diese asymmetrische Transparenz hat die Tendenz zum globalen Überwachungs- bzw. SS-Staat. Die deutsche Geschichte lehrt uns, wie schnell Daten gegen die Bevölkerung eingesetzt werden können. Totale Digitalisierung bedeutet totale Überwachung. In Autokratien bzw. totalitären Staaten kann das den Tod bedeuten, wenn man nur anderer Meinung ist. Unter dem Gesichtspunkt der Freiheit und der persönlichen Sicherheit ist also von smarten Endgeräten abzuraten. Es ist insofern smarter, kein Smartphone zu nutzen. Besondere Vorsicht ist geboten bei Amazon, Google-Diensten, Microsoft, Facebook, Instagram, WhatsApp.
Als Betriebssystem ist Linux deutlich sicherer als Microsoft und Apple. Als Suchmaschine empfiehlt sich MetaGer, eine Meta-Suchmaschine, die ihre Nutzer anonym finden lässt. Als Messenger ist Telegram besser als WhatsApp (wie Instagram eine Facebook-Tochter).
Digitalisierung ist nur ein weiteres perfides Geschäftsmodell, das nicht so alternativlos ist, wie man uns jeden Tag erzählt. Schon aufgrund ihres viel zu hohen Energie- und Ressourchenverbrauchs kann sie unsere Zivilisation nicht retten. Sie dient allenfalls der Entfremdung von der Natur, während eine gestörte virtuelle Kommunikation entsteht, die die direkte persönliche überflüssig machen soll – und letztlich auch die Menschen.
Die Gier nach Daten (auch das Öl des 21. Jahrhunderts genannt) entspringt nicht nur der Gier nach Geld, sondern auch dem zwanghaften Wunsch nach totaler Kontrolle, auch zum Zweck der Manipulation.
Cyber-Kriminalität steigt rapide an
Das Geschäft mit kleinen, vernetzten Elektrogeräten wie Kaffeemaschinen oder
elektrische Zahnbürsten, die mit Smartphones verbunden sind, steigt
weiter an. Denn "smarte" Geräte wie Kühlschränke oder Toaster sind
Geldmaschinen für Hacker. "Sie verfügen über voll funktionsfähige
Sensoren, die mit anderen Geräten und einem weltweiten Datennetz
verbunden sind", so Christian Funk, Senior-Virus-Analyst bei Kaspersky
Lab.
Was also bequem erscheint, ist in Wirklichkeit sehr
gefährlich. Hacker greifen ohne Probleme auch auf Überwachungskameras,
Alarmanlagen, smarte Türschlösser etc. zu.
Digitale Mobilität birgt Gefahren Die Digitalisierung von Autos scheint der Industrie deutlich wichtiger zu sein als ein
emissionsfreier Antrieb, denn durch die Vernetzung der Autos können die
Hersteller das Nutzerverhalten analysieren und Persönlichkeitsprofile
angelegen, die sich auch verkaufen lassen. Allein mit digitalen Daten aus dem Gebrauch von Autos wird in den USA ein Geschäft von bis zu 750 Milliarden Dollar vermutet!
Doch Autos, die mit dem Internet verbunden sind (also alle Autos ab 2008), können ganz leicht gehackt werden. Man braucht nur
ein Laptop und das entsprechende Programm. Als Schnittstelle kann das
Entertainment-System (Radio) genutzt werden. Nun lässt sich das Radio,
die Klimaautomatik, die Lenkung, das Getriebe, die Beschleunigung etc.
bis hin zu den Bremsen einfach fernsteuern.
Wie sollen "selbstfahrende" Autos da jemals sicher werden? Ein "autonomes"
Fahrzeug ist nämlich alles andere als autonom; es braucht stets die
Anbindung ans Internet, um funktionieren zu können. Mit Freiheit und Autonomie hat das nichts mehr zu tun.
Wer sein Leben digitalisieren lässt, gibt es an eine Technik ab, die von anderen willkürlich gesteuert werden kann.
Digitalisierung ist kein nachhaltiges System
20 bis 50 Milliarden Geräte sollen je nach Schätzung bis 2020 vernetzt sein.
Das Streamen eines HD-Films über Netflix, Amazon Prime Video oder YouTube
verbraucht jedoch mehr Energie als die Produktion und der Versand einer
DVD. Hoher Energieverbrauch geht einher mit einem enormen
Ressourcenverbrauch für die Herstellung der kurzlebigen Geräte.
Digitalisierung ist nicht Krisen-sicher
Im Fall einer Krise, die z.B. durch einen Strom-Blackout oder Cyberkrieg entstehen kann, können digitale Geräte weder funktionieren, noch nachbestellt werden. Auch
eine Reparatur dürfte scheitern. Nichts geht dann mehr; wir
landen also technologisch umgehend im Mittelalter, ohne darauf
vorbereitet zu sein.
So werden Kriege künftig geführt werden. Je höher der Grad der Digitalisierung eines Landes, desto angreifbarer ist es.
Digitalisierte Arbeitslosigkeit
Durch die Digitalisierung werden schon in wenigen Jahren bis zu 60 Prozent
der Arbeitsplätze verloren gehen. Das Auskommen der Arbeitslosen ist
jedoch nicht gesichert, denn die Gewinne kassieren die Konzerne und
deren Aktionäre.
Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.
Mahatma Gandhi
HighTech versus LowTech / Digital versus analog
Die innere und äußere Sicherheit fallen schlagartig aus bei Naturkatastrophen oder
wenn die digital vernetzten Systeme zusammenbrechen bzw. das Stromnetz gehackt wurde.
Die Antwort auf die Digitalisierung heißt Dezentralisierung und LowTech.
HighTech mag zwar ein besonderer Wachstumsfaktor sein, ist aber meist schnell
verschlissen und nicht reparabel. Dazu ist sie sehr stark
Ressourcen-abhängig.
Das "Internet der Dinge" wird irgendwann durch Hacking einfach implodieren. Man kann also nur noch auf autarke
Selbstversorgung setzen. Da digitale HighTech-Geräte an Vernetzung
gebunden sind und im Krisenfall nicht mehr funktionieren, hilft nur
LowTech, die sich durch einfache Funktion, einfache Herstellung,
einfache Bedienung, Robustheit und einfache Wartung auszeichnet und
somit nachhaltig ist.
Gesellschaftlicher Fortschritt fehlt
Dem galoppierenden technologischen Fortschritt fehlt die entsprechende gesellschaftliche Weiterentwicklung. Dieses Ungleichgewicht birgt große Gefahren.
Im Internet der Dinge wird unser Lebenbestimmt sein von einer kalten
und seelenlosen Technik, die uns bevormundet bis zu unserer Überflüssigkeit.
Dies wird sich unweigerlich zum Albtraum entwickeln für alles, was lebt.
Wir werden durch Digitalisierung und das Internet der Dinge bestimmt nicht
glücklicher, nur die Hersteller und Vertreiber der entsprechenden
Komponenten werden dadurch noch deutlich reicher. Sie haben die
Regierungen der Welt längst davon überzeugt, dass Digitalisierung
alternativlos ist. Dadurch sollen wir noch abhängiger von
Konzernen werden. Wenn alles digital sein muss und nichts anderes mehr
akzeptiert wird, muss man von digitalem Absolutismus sprechen. Mit
Menschlichkeit hat das nicht mehr viel zu tun. So ist es wenigstens auf
eine Weise tröstlich, dass das Internet der Dinge schon sehr bald
gegen die Wand fahren wird. Menschen funktionieren eben nicht wie
Bienenschwärme oder Ameisenhaufen; sie haben viel zu viele gegenläufige
Individualinteressen und destruktive Energien.
Digitalisiert die Zivilisation beenden
Digitalisierung scheint das Ende unserer Zivilisation einzuleiten. Sie potenziert die Probleme der
ersten industriellen Revolution durch ihren enormen Ressourcenverbrauch
und Unmengen von Elektroschrott. Und da wir auf absolute Weise auf
sie setzen, wird sie unsere Zivilisation, so wie
wir sie kennen, vorzeitig beenden – noch vor der Klimakatastrophe.
Wer dann über LowTech verfügt und schon vorher die Selbstversorgung
organisiert hat, kann überleben.
Was wir nicht kaufen, wird nicht mehr hergestellt
Das Internet ist gut für Information, Kommunikation und Shopping, aber die
wichtigen Infrastrukturen müssen wieder offline betrieben werden. Das
gilt auch für die Technik unserer Häuser.
Es werden jedoch nur die Produkte hergestellt, die wir auch kaufen. Insofern bestimmen wir als
Konsument/innen mit, wie weit wir uns digitalisieren lassen. Es gilt, die aktuelle Konsum- und Wegwerfgesellschaft zu überdenken.
Wir dürfen uns nicht total vom Internet und IT-Konzernen (denen das Internet letztlich gehört) abhängig machen, so wie die
staatlichen Verwaltungen in ganz Europa, die sich allesamt von
Microsoft abhängig gemacht haben. Die EU-Kommission räumte sogar ein,
sie befinde sich „in effektiver Gefangenschaft“. Die Abhängigkeit der
Staaten von Microsoft verursacht stetig steigende Kosten und blockiert
den technischen Fortschritt in den staatlichen Behörden.
Wir leiden an kulturellem Aids, weil unser Immunsystem unter der Informationsflut zusammenbricht.
Neil Postman
Digitalisierung: Mehr Stress, weniger Arbeitsschutz
Millionen Arbeitnehmer fühlen sich durch die Digitalisierung in den
Unternehmen gestresst und unter Zeitdruck gesetzt. Sie empfinden den
Einsatz von Technik und Maschinen also nicht als Entlastung, sondern als
zusätzlichen Stress. Von den knapp 10.000 Befragten gab fast die Hälfte an, dass ihre
Arbeitsbelastung dadurch zugenommen habe. 54 Prozent berichten von einer
gewachsenen Arbeitsmenge, 56 Prozent von mehr Multitasking.
Eine Studie von der Techniker Krankenkasse und dem Institut für Betriebliche
Gesundheitsberatung kommt zu dem Ergebnis: Die Menge an Informationen,
die Komplexität der Arbeit, die Mobilität und die ständige
Erreichbarkeit sorgen für mehr Stress als für weniger. Die Arbeit 4.0 muss gesünder werden.
Das Comeback des Analogen
Heute wünschen sich viele Konsumenten, besonders die jungen, Produkte zum Anfassen;
sie verlangen nach Authentizität und Entschleunigung in einer sich
immer schneller drehenden Welt. „Menschen suchen nach Ankerpunkten,
nach Dingen, die nicht einfach reproduzierbar und nicht flüchtig sind“,
sagt Rainer Pfuhler vom Marktforschungsinstitut Rheingold Salon.
Oldtimer trotzen rollenden Computern, die Kunden verlangen wieder mehr
Diskretion. Nach der Logik des Silicon Valley dürfte es die analoge
Wiedergeburt gar nicht geben.
Mehr bei
ARD: Wir hacken Deutschland
Cyberangriff in 150 Ländern
Was ist Low-Tech
Hacker steuern Jeep Cherokee fern
Ein digitaler 11. September
Was ist Cyberkrieg
Comeback des Analogen
Digitalisierung oder Nachhaltigkeit
Smartphones: Verheerende Emissionsbilanz
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03.06.2017
Totale Überwachung
"Wer nichts zu verbergen hat, hat auch
nichts zu befürchten".
Doch wie würde z.B. ein totalitärer
oder krimineller Staat mit den totalen Daten umgehen?
Der Zusammenhang zwischen Konsumgütern,
Technik und totaler Überwachung.
Die Macht der Konzerne
Katastrophenkapitalismus:
500 Weltkonzerne kontrollieren mehr als
die Hälfte des Weltsozialprodukts.
Im Finanzsektor diktiert ein Oligopol von
12 großen Banken die Schlüsselbereiche der globalen Wirtschaft.
Dezentralisierung
Der Umstieg auf klimafreundliche und bezahlbare Energieversorgung geht nur
mit Erneuerbaren Energien.
Für die konsequente Nutzung von Erneuerbaren Energien bietet sich die
Dezentralisierung der Stromversorgung geradezu an.
Ökostrom + Biogas
Nur wenn genügend Haushalte Ökostrom
(Grünen Strom) kaufen, können die Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke
endlich abgeschaltet werden!
Der Wechsel des Gas- oder Stromlieferanten
ist kostenlos und reibungslos, denn die Stromversorgung ist gesetzlich
garantiert. Technische Änderungen sind nicht erforderlich.
Wir und der Umweltbrief
In einer Infotainment-Gesellschaft werden wir täglich
geflutet von Informationen und Werbung, die mit unseren ureigenen Interessen, Zielen und
Bedürfnissen nur noch wenig zu tun haben.
Die Kommunikationslawine behindert Information und die Verblödungswirkung ist dabei durchaus
erwünscht.
Uns geht es jedoch um heikle und daher oft unten gehaltene Themen sowie
Hintergründe und deren Analyse.
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